Die
Bäuerinnenschule war eine sehr prägende und unvergesslich wundervolle Zeit für mich. Von all den Lehrkräften, die mich unterrichtet hatten, sind mir neben den Inhalten auch viele nebenbei
erwähnte Sätze hängengeblieben.
Besonders der Gartenbaulehrer hatte immer wieder ein «bon mot» bereit. Eines davon war: «Jede Gärtnerin hat das Unkraut, das sie verdient.» Damals verstand ich das eher humorvoll, als eine Art
Orakel im Stil: «Sag mir welches Unkraut du hast, und ich sage dir wer du bist.» Heute habe ich einige Jahre Gartenerfahrung und glaube zu verstehen, was er damals gemeint hatte.
Unkraut ist per Definition alles, was an einem Ort wächst, wo es nicht vorgesehen ist. Soweit die Definition. Wie das Unkraut in den Garten kommt hat für mich drei verschiedene Gründe. Erstens man hat als Gärtnerin gewisse blinde Flecken. Das sind so Ecken, an welchen man der Natur etwas mehr Freiheiten gibt. Ich jedenfalls habe das. Bei mir sind das die Blumenbeete entlang des Gartenzauns. Da schaue ich nicht so genau auf welcher Seite des Zaunes dieses Gras nun wächst. Und so breitet es sich dann auch weiter aus. Dann wiederum gibt es Unkraut, das man stehen lässt, weil es einfach schön ist. In meinem Garten wachsen zahlreiche Vergissmeinnicht. Wer würde die denn schon ausreissen. Schliesslich gibt es noch das Unkraut, das man sich selbst in den Garten holt. Ich habe zum Beispiel Bärlauch im Garten. Der Grossvater meines Mannes habe ihn aus dem Wald geholt und im Garten gepflanzt damit seine Frau, die nicht mehr so gut gehen konnte, trotzdem noch die Möglichkeit hatte Bärlauch zu pflücken. Rührend, aber Bärlauch?! Ich habe ihn grosszügig ausgegraben und trotzdem immer noch welchen in meinen Beeten. Mittlerweile schätze ich das wilde Kraut und lasse es wachsen sofern es in seiner Ecke bleibt. Was ich eingeschleppt habe? Mohn. In meinem zweiten Gartenjahr habe ich voller Euphorie nicht nur die tiefroten Blumen ausgesät, sondern auch die Violetten und die Roten mit weissem Rand. Im Herbst habe ich Samen abgenommen und im Frühling darauf wieder ausgesät. Etwas, was überflüssig war, da mindestens so viele Pflanzen wild wuchsen, wie ich ausgesät hatte. Mit Begeisterung stellte ich fest, dass noch einige weitere Farbvarianten dazugekommen waren. Seit mindestens sieben Jahren habe ich nun keinen Mohn mehr ausgesät und habe doch immer noch das Vergnügen ihn blühen zu sehen. Ich mag die roten Blüten und lasse ihn blühen so lange er will. So dreht sich die Spirale weiter und ich habe eben genau das Unkraut, das ich verdiene. Ich kann gut damit leben.