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Vorfreude ist die schönste Freude

Als Bauernkind waren Ferien rar. Wenn ich nicht mit Verwandten hätte verreisen können wäre ich wohl nicht weit gekommen. Das heisst doch. Als Familie haben wir drei Mal gemeinsam Ferien gemacht: am Meer, am Atlantik, in der Bretagne, im Herbst. Ich war neun Jahre alt als wir zum ersten Mal gemeinsam in die Ferien gingen. Es hat viel geregnet und das Meer war wild und kalt aber das war so egal. Es gab Crêpes, Galette, Moules und Langoustines und es war herrlich und unvergesslich. Die beiden anderen Male wanderten wir im Sommer auf den Spuren von Asterix und Obelix. Jedes Mal waren es einmalige Ferien, immer spontan und nie langweilig.

 

 

Nachdem wir in den letzten beiden Jahren aus verschiedenen Gründen nicht gemeinsam verreisen konnten, wollten wir es diesen Sommer wagen und unsere Jungs zum Atlantik und den Hinkelsteinen bringen. Kein Problem dachten wir. Wir machen das wie damals. Mit dem Autozug bis Nantes und von dort auf einen Campingplatz. Leider wurde der Autozug mit Passagiertransport in Frankreich bereits 2014 eingestellt. Kein Problem dachten wir. Dann fahren wir eben durch. Wir machen das wie damals in dem Jahr, als wir unterwegs im Chambre d’hôtes übernachten. Im Vergleich zu damals hat unser Auto eine Klimaanlage. Anders als damals zöge ich es vor vorgängig zu reservieren. Zum Glück hatte ich das noch nicht getan, denn unser Auto meldete trotz vollem Tank:  Ad Blue tanken oder es weigere sich in 1000km den Motor erneut zu starten. Kleines Problem dachten wir und brachten den Wagen in die Garage. Repariert und wieder startklar begannen wir erneut zu planen aber vorsichtiger. Vielleicht ist die Bretagne noch etwas ambitioniert. Wer will denn schon irgendwo an einem «fête du cheval» in der Pampa sein, wenn sein Auto beschliesst tatsächlich nicht mehr anzuspringen?

 

 

Wie schon vermutet leuchtet es jetzt wieder: Kein Motorstart in 1000km. Damit ist unser Ferienradius auf 500km zusammengeschrumpft. Also weniger, da der Computer ja schon wieder runterzählt.

 

Als wir am letzten Wochenende von meinen Eltern nach Hause fuhren weinte unser Kleiner so bitterlich, dass wir beschlossen die Ferien ganz einfach dorthin zu verlegen. Dann gibt es eben Zürigschnätzlets statt Moules und dazu eine Rakete statt eine Crêpe. Zelten kann man dort auch und es hätte sogar eine Autogarage in welcher man unsere Sprache spricht. Notfalls kann ich übersetzen. Ich jedenfalls freue mich jetzt auf eine ruhige Zeit mit Füsseschwenken im Plantschbecken und hoffentlich vielen Kirschen. Wobei war da nicht was mit spätem Schnee vor ein paar Wochen?