Es ist doch immer das Gleiche. Man hofft und bangt, man hegt und pflegt die Pflanzen im Garten und malt sich aus, was man alles tolles damit machen könnte…Und dann geht es los. Nein, nicht mit den Blattläusen und Schnecken, auch wenn man teilweise fast das Handtuch werfen möchte angesichts der schwarzen Stängel des Holunders und der Brombeeren. Nein, mein Problem ist ein Luxusproblem. Ich habe zu viel des Guten.
Jahr für Jahr nehme ich mir vor diesmal wirklich alles zu verarbeiten und zu nutzen, was ich in meinem Garten habe. Zu Anfang klappt das prima. Die Radieschen können nicht schnell genug wachsen. Kaum ist eines dieser roten, runden Radieschen reif, wird es auch gleich von den Jungs verputzt. Die Tomaten auszubrechen macht Spass und gibt einem das gute Gefühl richtig zu Gärtnern. Man wähnt sich also in der trügerischen Sicherheit, dass es dieses Jahr klappen wird. Die ersten Kräuter werden geerntet und erfolgreich getrocknet oder zu Sirup verarbeitet. Was das gute Gefühl nur weiter bestärkt. Mit Freude sieht man die Bohnen und Sonnenblumen wachsen.
Und plötzlich ist es soweit. Den Salat haben wir erfolgreich durch die Kälte, den Regen und die Trockenheit gebracht. Jetzt werden die Köpfe im Eiltempo alle auf einmal reif und drohen aufzuschiessen. Die ersten Köpfe wandern also bereits zu den Hühnern. Wenigstens haben sie dort noch einen Verwendungszweck. Beim Ablesen der Erdbeeren entdecke ich mehr und mehr überreife Beeren und bekomme das Gefühl wohl bald zwei Mal am Tag pflücken zu müssen, um alle rechtzeitig zu erwischen. Im Vorbeigehen stelle ich fest, dass auch die Luftradieschen erntereif sind. Und das wohl schon eine Weile unbemerkt, denn vereinzelte Exemplare sind bereits etwas trocken. Die Kefen wollen auch abgelesen werden. Der Koriander will blühen. Den Rucola habe ich gänzlich verpasst. Der Salbei droht den Rosmarin zu überwachsen und der Oregano wächst zielstrebig über sich und sein Beet hinaus. Wann wohl meine vier Zucchinipflanzen die ersten erntereifen Früchte tragen?
Ich stehe in der Küche und rüste Erdbeeren für den geplanten Sirup, während der Basilikum im Kühlschrank darauf wartet zu Pesto zu werden. Ich bin heilfroh, dass unsere Wachteln gern Oregano fressen. Neben dem Stress ist dieser Überfluss doch sehr schön.
Nächstes Jahr, nächstes Jahr werde ich meinen Garten viel besser planen und einen Weg finden, um auch wirklich alles zu verarbeiten, was der Garten hergibt. Vielleicht…