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Von Kuchen, Keksen und Torten

Heute bin ich richtig zufrieden mit dem, was ich in den vergangenen Tagen geleistet habe. Eigentlich mag ich diese Frauen nicht sonderlich, die ganz nebenbei aufzählen was sie so alles erreicht haben. Ich fühle mich dann manchmal wie eine faule Pflaume. Denn manchmal weiss ich kaum, wie ich all die Arbeit unterbringen soll und verschiebe grosszügig auf den nächsten und übernächsten Tag. Schon Kinder vergleichen gerne wer besser, grösser oder schneller ist. Dieses Wetteifern habe ich auch damals nie gewonnen. Es gibt sie überall, diese Wettbewerbe aber diejenigen auf dem Land sind mir vertrauter als jene der Stadt.

 

Bei aller Bauernsolidarität, die ich auch erleben durfte und darf, es gibt auch immer wieder die anderen Situationen und Geschichten. Da erzählt man sich zum Beispiel von Bauern, die extra aufstanden um im Stall schon mal Licht zu machen damit die Nachbarn ihn nicht für faul halten könnten. Als Kind freute ich mich, wenn wir mal in bäuerlichen Kreisen unterwegs waren. Dann war ich mal nicht die stinkende Bauerntochter. Jedoch war da auch dieser Wettbewerb, zu dem ich mich nie angemeldet habe und mich doch nicht entziehen konnte. Der Wettbewerb der fleissigsten Bauerntochter. Ich habe nie gewonnen. Ich habe zwar auf dem Hof geholfen aber den Betrieb eine Woche komplett alleine managen konnte ich nicht. Ich konnte nicht Traktor fahren und auch nicht mit dem Motormäher umgehen dafür konnte ich Strohballenfuder laden für die kein Spannset nötig gewesen wäre.

 

Bei den Müttern gab es diesen Wettbewerb auch. Er wurde offensichtlich am Kuchenbuffet. Anders als in den Britischen Ländern war bei uns der Kuchen-Wettbewerb inoffiziell. Es gab keine Jury und auch keine Preise. Jede Gabe für das Buffet wurde verdankt und aufgestellt aber es war eigentlich immer klar, wer was bringen durfte. Die Königsdisziplin waren die Torten. Die Ananasquarktorte war unangefochtene Siegerin und es gab nur eine Bäuerin, die diese bringen durfte. Man musste sich selbst etwas ausdenken um sich zu profilieren. Irgendwann war meine Mutter plötzlich zur Schwarzwäldertortenmacherin aufgestiegen. Ich glaube sie hat sich von der Meisterin einmal in die Geheimnisse einweihen lassen. Auf jeden Fall war ich mächtig stolz.

 

Jetzt, da ich selber erwachsen bin, habe ich mich dem Tortenwettbewerb bisher etwas entzogen und Cremen gebracht bis ich festgestellt habe, dass es in meinem neuen Daheim den Tortenwettbewerb so nicht zu geben scheint. Klar gibt es auch hier inoffizielle Regeln. Es würde mir als Zürcherin zum Beispiel nie in den Sinn kommen eine «gebrannte Crème», «Schlüferli» oder «Brätzeli» fürs Buffet zu bringen. Bei den Brätzeli ist die Meisterdisziplin übrigens das Rollen.

 

Aber eben. Heute bin ich einfach nur stolz auf mich und auf das, was ich in den vergangenen Tagen geleistet habe. Ich bin stolz auf meine 30kg Zwiebeln, auf die 15 Gläser Sugo, die 9 Liter Sirup, die 4 Liter Ketchup und auf die getrockneten Kräuter, Blumen und Zucchetti. Ich weiss, es gibt immer jemanden, der mehr gemacht hat aber ich finde es toll, was ich geschafft habe. Heute fühle ich mich so gut, dass ich versucht bin eine Ananasquarktorte für das nächste Dessertbuffet in Betracht zu ziehen.