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Chrysanthemen-Explosion

In den letzten zwei Wochen ging es bei uns sehr turbulent zu. Der Schulanfang stellte wohl in so manchem Haushalt das Leben etwas auf den Kopf und erforderte eine Neuordnung der alltäglichen Strukturen. Ich wurde emotional durchgerüttelt und meine Belastungsfähigkeit wurde ordentlich getestet. Dabei kam mir ein Zitat aus dem Buch die «Wachsflügelfrau» von Eveline Hasler in den Sinn. In diesem Buch beschreibt Eveline Hasler das Leben der Emily Kempin, die als erste Schweizerin einen Doktor der Jurisprudenz machte und doch ihren Beruf nicht ausüben durfte. Frau Kempin kommt als studierende Mutter in einer Welt, die dafür nicht gedacht war, auch an ihre Grenzen und äussert dabei, wenn ich mich recht erinnere, einmal sinngemäss: «Irgendwann werde ich explodieren und alles, was von mir übrig bleibt ist ein Häufchen Chrysanthemen.» Oh, ich kann ihr nachfühlen.

 

Unser Familienalltag war so vollgepackt mit Terminen und Pendenzen, dass ich kaum mehr wusste wo mir der Kopf stand. Diesen Blogeintrag zu schreiben ist gerade so etwas wie Seelenreinigung. All die Termine und Aufgaben waren jedoch nicht nur lästig sondern oft auch wunderschön. Die ersten Schultage, die unterhaltsamen Begegnungen und die Köstlichkeiten, die momentan zu ernten und verarbeiten sind, sind nur einige der Beispiele von Dingen, die diese Zeit bereicherten. Für einen kurzen Zeitraum zwischen zwei Gängen zum Schulbus, habe ich sogar erstmals ein bisschen von dem Vakuum gespürt, das entsteht, wenn die Jungs plötzlich ausserhaus sind.

 

All diese Gänge zum Schulbus und das Ausrichten des Alltags auf dessen Fahrplan war auch diesmal wieder eine kleinere Herausforderung. Von den kurzen Mittagszeiten wollen wir lieber nicht sprechen. Dazu selber arbeiten, der Haushalt und andere Tätigkeiten. Ich hatte bestimmt drei bis vier Listen, die ich zeitgleich abarbeitete. Meine Chrysanthemen-Explosion äusserte sich in Form eines kuriosen Geruches in der Küche, dessen Ursache ich einfach nicht ermitteln konnte. Ich begann aufzuräumen und zu putzen und beschloss dann, dass es wohl von draussen käme, bis ich den Steamer öffnete und darin den Broccoli fand, den ich vor zwei Tagen mal zwischendurch garen wollte um dann beim Abendessen daraus einen Salat zu machen. Aus den Augen aus dem Sinn, der Broccoli war im Steamer drin und vergessen…

 

Gut durchlüften, tief durchatmen und einen Kaffee trinken.

 

Ich bin zuversichtlich, dass sich der neue Alltag in den nächsten Wochen einpendeln wird und ich meinen Kopf wieder etwas entlasten kann. Das wünsche ich mir und auch allen anderen Eltern, die in den letzten Wochen durchgerüttelt und gefordert wurden. Wir werden uns daran gewöhnen. Wir werden das schon schaffen. Wie sagt man so schön: «Man wächst mit den Herausforderungen» und wenn nicht, und wir doch ob dem inneren und äusseren Druck in tausend Stücke zerbersten sollten, bis nur noch ein Häufchen Blumen übrig ist, so lasst es bei mir bitte Margeriten sein.