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Rakas Suomi

Vor 14 Jahren beschloss ich mit IFYE (International Farm Youth Exchange) in den Norden zu reisen. Ich kannte Skandinavien aus Bilderbüchern und aus Erzählungen meiner Patentante und wusste, das will ich sehen. Ich meldete mich also an für einen Austausch in Finnland. Zum guten Glück wurde ich auch genommen und sogar für mein Wunschland selektioniert.

 

Natürlich wollte ich mich auf diese drei Monate vorbereiten. Ich las also einen Finnischen Krimi und kaufte mir einen Sprachlehrgang Finnisch mit Hörkassetten. Ich kam etwa bis zu Lektion drei und dann war es Zeit zu gehen. Mein Koffer war gepackt mit Kleidern für alle Fälle, vielen Erwartungen und noch mehr Vorfreude. Ich freute mich auf die ungewohnte Natur, auf Birkenwälder, Seen und hoffentlich Rentiere und Elche. Aus den Erzählungen von anderen und Statistiken hatte ich schon so ein Bild, wie Finnen sein könnten. Sie trinken viel Kaffee und noch mehr Alkohol, besonders im Winter, denn dann sind sie wegen der Dunkelheit depressiv und sie sind wortkarg und distanziert und haben alle einen Jagdschein.

 

Als ich und die beiden anderen Austauschkandidaten dann in Helsinki ankamen, wurden wir von zwei sehr aufgestellten Damen empfangen, die uns in den ersten drei Tagen in die Hauptstadt, die Geschichte und in groben Zügen die Kultur dieses Landes einführten. Danach wurden wir in unser eigentliches Abenteuer geschickt. Ein Nachtzug brachte uns nach Norden, wo wir uns von einander verabschiedeten um die kommenden drei Wochen bei unserer ersten Gastfamilie zu leben.

 

Bereits auf der Fahrt zu meinem neuen Zuhause sah ich die ersten Rentiere und Warntafeln wegen der Elche. Eines der ersten Dinge, das mir im Haus auffiel, war ein kleiner Schneemann, der oben auf dem Kamin stand und ein Schild hielt mit der Aufschrift «Let it snow». Da wusste ich, dass diese Familie wohl nicht zu den depressiven Wintertrinkern gehörte. Es war eine tolle Zeit. Obwohl der Anfang happig war. Die ersten zwei Wochen plagte mich Heimweh. Zum Glück hatte ich so herzliche Gastschwestern und Eltern. Ich verstand kein Wort und sass bei en Mahlzeiten oft stumm da und versuchte zu entschlüsseln worüber so angeregt gesprochen wurde. Ich hätte auch die restlichen 25 Lektionen des Lehrgangs gut gebrauchen können. "Mitä?" Manchmal fragte ich nach und bekam eine Übersetzung.

 

Es war eine herausfordernde und schöne Zeit. Ich revidierte mein Bild von den Finnen innert Stunden und bekam einen ganz eigenen Eindruck und eine neue Familie. Damals hatte ich keine Ahnung wie nachhaltig diese Begegnung sein sollte. Wir pflegen bis heute den Kontakt. Auch wenn wir uns nicht oft sehen oder schreiben, wenn wir es tun ist es automatisch wieder wie damals. Manche Freundschaften verändern sich auch über die Jahre nicht.

 

Das war ein Ausschnitt aus dem Beginn meines Finnlandabenteuers als IFYE. Danach hatte ich noch drei weitere Familien und Gegenden vor mir, die mir wieder ein eigenes Bild von Finnland und Finnen gaben. Ich sah Elche und viele Rentiere. Ich half beim Heuen und ging Fischen und das einzige, das ich noch hätte in meinen Koffer packen sollen wäre eine schöne Handtasche und ein paar Hosen eine Konfektionsgrösse grösser, als meine ursprüngliche Grösse gewesen.