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Hallo, wie geht's?

Hier zu Lande ist es sehr üblich gleich angehängt an die Begrüssung auch zu fragen, wie es dem Gegenüber geht. «Hey, salut. Wie geit’s?», fragen wir schon automatisch und meistens kommt genau so automatisch: «Guet. Und dir?» Wir lächeln und sagen: «Mir au. Geng viel los aber gäll, du kännsch das ja.» Oder etwas Ähnliches. Denn, wenn wir ehrlich sind hören wir gar nicht recht hin, was das Gegenüber auf diese Frage antwortet. Eigentlich gehört die Frage fast schon fix zum Begrüssungsritual und noch während man fragt, studiert man eigentlich eher schon am nächsten Thema herum, worüber man eigentlich sprechen will.

 

Nur manchmal, da kommen eben keine Floskeln. Manchmal da bekommt man unverhofft eine sehr ehrliche Antwort auf die nebenbei gestellte Frage und wird dann fast etwas überrumpelt von so viel Echtheit. Dann bin ich mit unter berührt und auch gerührt, dass ich offenbar zu jenen gehöre, denen man sowas sagen kann. Und ich nehme mir vor dies auch öfters zu tun.

 

Wobei, wer klagt denn schon gern? Wer hat denn schon echten Grund zu klagen? Es gibt ja auch die Leute, die irgendwie immer klagen. Manchmal möchte man ihnen sagen, dass es auf dieser Welt Menschen gäbe, die wesentlich mehr zu klagen hätten. Eine Frau mit vier Kindern, nichts zu Essen im Haus und einem trinkenden, prügelnden Ehemann und keinem Ort, wo sie hinkönnte, die hätte zum Beispiel mit Recht zu klagen. Aber häufig tun genau jene Menschen es nicht. Manchmal, wenn mich ein Funke von Selbstmitleid anfliegt, sage ich das auch zu mir selbst. Und manchmal denke ich, vielleicht sollte ich es mir genau nicht sagen. Wir haben alle unsere Problemchen und Wehwehchen. Vielleicht wäre es ja auch gesund uns diese zwischendurch einzugestehen und vielleicht auch einmal darüber zu sprechen. Dann, wenn man etwas Zeit hat und ein Gegenüber, das echt zuhört

 

Danke meine Lieben, die mir in letzter Zeit echt erzählt haben, wie es ihnen geht und mich daran erinnert haben, dass «Wie geit’s?» eben doch nicht einfach eine Frage ist.

 

Sie fragen sich jetzt bestimmt, wie es mir denn so geht. Also: «Guet, guet, chli vercheltet und halt geng en Hufe ztue, aber dir wüsst ja wie das isch.»