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Landei mit Stolz

Gestern stand ich im Stau. Die Sonne schien, es war herrliches Wetter und eigentlich wollte ich nur kurz einkaufen und dann nach Hause. Dann kam der Stau. Ich stand schon lange nicht mehr im Stau, denn zugegebenermassen kommt das auf Eggiwiler Boden nur äusserst selten vor und momentan bewege ich mich selten über die Gemeindegrenzen hinaus.

 

Nicht so gestern. Ich habe mich tatsächlich mal wieder nach Thun gewagt und auf dem Rückweg bin ich dann kurz via Autobahn und habe dummerweise nicht vorher die Verkehrsnachrichten gehört. Der Anlass für den Stau war ein trauriger, aber das wusste ich ja zu diesem Zeitpunkt nicht.

 

Ich sass in unserem «Truckli», wie wir den Justy liebevoll nennen. Und wie ich in meinem Kapuzenpullover so in dem Justy sass und auf SRF1 der Folklore-Nachmittag in vollem Gange war, fühlte ich mich so richtig als Landei. Nichts schreit mehr «Land» als ein Subaru in dem «Hudigäggeler» läuft. Als ich mir die umstehenden Autos so ansah, kam ich mir in meiner Rolle immer besser vor. Lustig, wie das manchmal läuft. Da waren Mercedes, Audi, BMW und verschiedene neuere Modelle von VW, die ich mir alle nicht leisten könnte. Ich fühlte mich als Outsider und als solcher gut. Mein einziger Freund unterwegs war der Impreza aus dem Wallis, der direkt vor mir war und lautstark und heftig gestikulierend den vorwiegend welschen SUV-Fahrern erklärte, wie eine Rettungsgasse funktionierte, von welcher diese Leute wohl annahmen, dass wir sie für sie gebildet hätten. Eigentlich eine recht hässliche Szene wären da nicht die lüpfigen Klänge von Klarinetten und Schwyzerörgeli, die das alles so passend untermalten.

 

So hörte ich die verschiedenen Naturjutze und Schottischen Walzer und genoss mein Exotendasein auf der Autobahn. Wobei, vielleicht hörte der Fahrer des Lexuses mit dem Aufkleber vom ESAF ja den selben Sender. Nichts desto trotz war ich stolz ein Landei zu sein, bis der Stau sich löste und ich zu meiner Ausfahrt kam. Schon im nächsten Dorf traf ich den nächsten Justy und je näher ich dem Daheim kam, desto normaler war die Erscheinung unseres «Trucklis». Der Folklore Nachmittag war vorbei und es lief wieder Mainstream Musik. Irgendwie passte das. Denn mit Kapuzenpulli, Justy und Folkloremusik auf dem Land unterwegs zu sein, ist einfach etwas anderes als im Stau auf der Autobahn.