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Social Distancing

Eigentlich wollte ich nicht über das Corona-Virus schreiben. Dennoch tue ich es. Ich bin einmal mehr dankbar dafür, dass wir abgeschieden auf dem Land leben. Wir haben hier auf dem Hügel unsere zwei Hektaren Oase, in welcher wir uns bewegen können, beinahe ohne dabei Gefahr zu laufen jemandem zu begegnen. Was unter normalen Umständen aufs Gemüt schlagen kann ist momentan unglaublich entspannend.

 

Wir sind immer noch am Husten und unser älterer Sohn ist gerade in der nächsten Runde Kranksein. Er hat jetzt noch eine Mittelohrenentzündung und weiterhin ab und an Fieber. Ich bin froh, dass wir raus können und dort auch husten können ohne, dass wir böse oder besorgte Blicke von Nachbarn ernten.

 

Ansonsten läuft es gut. Die Kinder sind zu Hause und auch mein Mann darf Überstunden abbauen. Es ist recht entspannt und wir geniessen die Zeit mit viel basteln, Natur beobachten und im Garten werkeln. Ja, ja dazu ein andermal. Obwohl die Krise scheinbar weit weg ist, ist sie doch auch spürbar. Wir standen auf dem Balkon, als unser kleinerer Sohn fragte: «Weiss die Blaumeise eigentlich, dass da draussen das Corona-Virus ist?» Da sie munter zwitschernd an uns vorüber flog, gehe ich nicht davon aus und sonst ist es ihr wohl piep egal. Wer sich hingegen vorbildlich an die Social Distancing Regeln hält, ist der Buntspecht. Es kommt immer nur entweder Herr Buntspecht oder Frau Buntspecht zum Essen. Anschliessend fliegt der Herr zum Wald Richtung Süden und die Dame zum Wald Richtung Osten. Wenn ich es mir recht überlege, könnte es auch eine dieser tragischen Liebesgeschichten sein, in welcher zwei offenbar wie für einander gemacht sind und sich doch immer wieder nur um Minuten verpassen.

 

Auch andere Fragen beschäftigen uns. Zum Beispiel was eigentlich Räuber tun, wenn sie krank sind. Die haben ja keinen Kräutergarten wie wir, aus welchem sie getrocknete Kräuter haben für Tees. Und wie geht es eigentlich dem Samichlaus im Moment. Gehört er nicht zur Risikogruppe? Ist er genügend isoliert im Wald? Und was ist, wenn er sich doch ansteckt? Geht der Schmutzli regelmässig vorbei oder kümmern sich die beiden gegenseitig um einander? Ich persönlich tippe darauf, dass der Pöstler irgendwann Alarm schlagen würde, wenn der Samichlaus seinen Briefkasten nicht mehr leert.

 

In diesen Zeiten leisten sehr viele Leute unglaublich viel. Das Gesundheitspersonal an vorderster Front, die Menschen im Detailhandel und in der Logistik und, nicht zu vergessen, die Leute bei der Post. Solange die Post kommt, ist diese Situation für mich ruhiger. Ich höre das Geräusch des heranrollenden Postfahrzeuges gern. Oder auch das Piepsen, wenn er unseren Code einliest. Meistens bekommen wir nichts Spektakuläres aber auch Werbung ist ein Zeichen von der Aussenwelt. Bald schon könnte der Postbote unser einziger direkter Kontakt nach aussen sein. Und plötzlich würde «the postman» ein Stück Realität.

 

Bleiben Sie zu Hause! Geniessen Sie die Ruhe und die Zeit mit den Kindern! Bleiben Sie gesund! Schreiben Sie Karten, schreiben Sie Briefe, machen Sie Zeichnungen! Seien Sie dankbar, dass es da draussen Menschen gibt, die nicht zu Hause bleiben können, weil man sie draussen dringend braucht!