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Musik in meinen Ohren

Kennen Sie das, das die Kinder irgendwie nur eine einzige CD zu besitzen scheinen und diese dann bis zum Zerkratzungstod läuft? Vor einer Weile war das in unserem Haus nicht anders.

 

Vor einem Jahr gab es bei uns zu Hause nur eine CD. Im Kinderzimmer liefen die Schweizer Kinderlieder, die selbst unsere Gäste textsicher mitsingen konnten. Etwas Schönes hatte es ja, die Urgrossmutter kennt die Lieder aus ihrer Kindheit und konnte so mit den Jungs aus voller Kehle trällern. Alle hatten ihren Spass ausser vielleicht ich, denn «Im Märzen der Bauer» erinnerte mich nur an all das, was ich noch tun sollte. Wussten Sie übrigens, dass Deutsche Bauern scheinbar weniger arbeiten als Schweizer Bauern? Während in der Schweizer Fassung des Liedes der Bauer die Hände von morgens bis spät rührt, tut er dies in der deutschen Fassung nur früh Morgens und spät…Dafür haben wir den Sepp, der lieber mit der Magd tanzt als zu melken und den Senn, der vor lauter Freude an seiner Arbeit immer singt. Ich weiss nicht, ob er das nach der Abrechnung mit dem Milchhändler auch noch macht. Davon wird in diesen Liedern leider nicht gesprochen.

 

Diese Woche bekam unser jüngerer Sohn das «Häschen in der Grube» Lied vom Kindergarten geschickt, zum Mithüpfen. Das war der Anlass die CD vom letzten Jahr mal wieder zu reaktivieren. Sie kratzt schon sehr ordentlich. Ich überlege, ob ich eine neue anschaffen soll. Allerdings, wenn die dann wieder rund um die Uhr laufen sollte, würde ich es vielleicht bereuen.

 

Ich bin aber auch dankbar für diese Lieder, denn auf dieser CD ist ein Gassenhauer nicht drauf: «Es Burebüebli mani ned». Das war in meiner Kindheit so ziemlich das einzige Bauernlied, das ich kannte. Es war immer kränkend für mich. Wieso sollte jemand einen Jungen ablehnen, weil er Bauernsohn ist. Ich hoffe, dass meine Jungs, die gerne Bauer werden möchten, das Burebüebli noch lange nicht hören müssen und noch lange mit geschwellter Brust singen können: «Mir Bure heis luschtig, mir Bure heis guet.»

 

Wenn dann die Jungs im Bett sind und in meinem Kopf immer noch der Peter und seine Geisslein klingt, schalte ich das Radio ein und freue mich über eine gute Portion ACDC «Highway to hell». Das war noch Musik! Da kommt auch Brittney Spears mit «Oops! I did it again”, die Kelly family mit “In love with an Alien” oder Coolio mit «Living in a gangsta’s paradise». Wie meine Eltern dieses bunte Potpourri an Musik damals wohl ertragen haben? Womit meine Jungs wohl in 10 Jahren das Haus beschallen werden? Und wie still es sein wird, wenn sie irgendwann das Haus verlassen. Plötzlich werde ich wehmütig und schalte das Radio ab. Ich freue mich auf morgen. Vielleicht werden wir dann wieder hören, wie viel Unsinn der Bernhardiner macht und, dass wir Schweizer ein Volk von Berglern sind.