Die Geräuschkulisse unseres Lebens ist unterschiedlich. Unser älterer Sohn durfte diese Woche endlich wieder einmal bei einem «Gspändli» essen. Das ist etwas, worauf er sich immer freut. Diese Woche kam er nach Hause und erzählte davon, dass sie draussen auf der Terrasse gegessen hätten. Das sei schön gewesen, aber er sei sich halt einfach nicht an die Geräusche von dort gewöhnt. Er sei sich an unsere Geräusche gewöhnt.
Unsere Geräusche, das sind momentan die Grillen, die zu fast jeder Tages- und Nachtzeit zirpen. Es sind die Vögel, die zwitschern. Es sind die vielen Traktoren, die mähen, zetten, schwaden, laden, pressen, transportieren. Zu unseren Geräuschen gehört auch ab und an ein Helikopter oder ein Flugzeugakrobat und die Musik aus dem unteren Stockwerk. Wir hören auch die Bauern vom Hügel auf der anderen Talseite, wenn sie ihren Kühen rufen: «Chuuum, chuuum, chuuum.» Ob sie mich auch hören, wenn ich die unseren rufe? «Chömid schön, chöömid schön, chuum sässsä, säässsä, sssä.»
Hier oben bei uns ist es ruhig. Die Welt scheint verlangsamt, besonders, wenn es regnet. Man hört dieses zarte trommeln des Regens auf den Blättern der Bäume und ein paar entfernte Rinderglocken. Ich meine die kleinen Glöckchen der Rinder, nicht die grossen Glocken der Kühe. Dann singen die Amseln und Stare und ab und an ein Rotschwanz. Unsere Stare sind Imitationskünstler, sie können einen Mäusebussard täuschend echt nachmachen. Es würde mich ja wundernehmen, wohin sie im Winter gehen. Ich vermute ihr Winterquartier liegt irgendwo in der Region einer Starkstromleitung, denn manchmal da knistern sie so kurios.
So hat jeder Ort nicht nur eigene Gerüche, sondern auch eigene Geräusche. An einige musste ich mich zuerst gewöhnen. Als ich in der Stadt zur Schule ging waren die Sirenen der Ambulanzen sehr gewöhnungsbedürftig und es dauerte eine Weile, bis ich nicht mehr jedes Mal den Blick zum Fenster wandte um zu sehen, wo die Ambulanz hinfährt. Hier im Emmental war es das Geräusch des Dachschnees, der mit viel Gepolter über die Ziegel kratzt, um dann im Garten zu Boden zu plumpsen. Mühe hatte ich auch mit den Überschallfliegern. Ein plötzlicher Knall, der das Ganze Haus zum Beben bringt und manchmal auch die Fensterscheiben zum Klirren. Mittlerweile kenne ich die Sprache unseres Hauses und der Umgebung recht gut. Ich bin vertraut mit dem Knarren der Türen und dem ächzen der Treppen. Ich weiss wie die Tür klingt, ob die Katze sie bewegte oder nur der Wind. Ab und an kann es vorkommen, dass mein Mann mich fragt: «Was war das?» Dann lache ich und frage: «Wer ist eigentlich hier aufgewachsen du, oder ich?» Fairheitshalber muss ich sagen, dass ich wesentlich mehr Zeit in unseren Räumlichkeiten verbringe als er.
Nur ein Geräusch ist mir nach wie vor suspekt. Es sind diese dumpfen Klänge, die mich an die düsteren Trommeln der Szenen in Mordor erinnern. Sie wurden mir damit erklärt, dass das Militär Schiessübungen mache.
Die Geräuschkulisse auf dem Land ist eine andere, als die in der Stadt. Ich höre so gerne das Trommeln des Regens auf dem Blechdach. Bei schönem Wetter können wir die dröhnenden Motoren der Motorräder hören, die über die Passstrasse fahren. Und ich kann entspannt meine Kinder im Garten spielen lassen, denn wahrscheinlich wird in den nächsten zehn Minuten kein Motorengeräusch auf unserer Zufahrt zu hören sein.