Wenn ich im Garten bin denke ich an Kolumbus, Darwin, Mendel und einen französischen Kosmetik Hersteller. Es gibt bestimmt noch viele andere, die einen grossen Einfluss auf das hatten, was ich heute in meinem Garten habe, deren Namen mir einfach nicht so geläufig sind.
Heuer habe ich in meiner Pflanzung ein Südamerikabeet. Dort wachsen Mais, Okra und Chili. Voller Stolz habe ich gestern die noch recht kleinen Pflanzen betrachtet und dann meinen Blick über den Rest des Gartens schweifen lassen. Da fielen mir die Kartoffeln auf und die Zucchetti. Die hätten wir ohne Kolumbus und seine Nachfolger auch nicht in Europa. Ich habe dann einen Rundgang gemacht und dabei festgestellt, wie viel von meinem Gemüse im Mittelalter in diesem Teil der Erde gänzlich unbekannt war. Wie wohl unsere Ernährung aussehen würde, ohne diese Pioniere? Kartoffeln sind heute in fast jedem europäischen Land teil der traditionellen Küche, dabei gibt es die hier erst seit gut 500 Jahren. Und Anfangs wusste man noch nicht mal welchen Teil dieser Pflanze man überhaupt essen kann. Zum Glück sind bereits die Römer weit gereist sonst sähe unsere Ernährung noch eintöniger aus.
Bei den Erbsen und Duftwicken kam mir augenblicklich Mendel in den Sinn und ich war versucht heuer eigenes Saatgut produzieren zu wollen um seine Theorien in der Praxis zu erproben. Wenn ich mein Unkraut besser untersuchen würde könnte ich mir das mit dem Saatgut wahrscheinlich sparen. Aber halt, Unkraut ist ein falsches Wort. Hier kam dann eben der französische Kosmetiker ins Spiel. Nein, nicht Süskinds Parfümör, obwohl ich mich in meiner Sirup-Küche fast so fühle. Nein. In meiner Jugend war ich einst auf einer Firmenführung in der Bretagne. Bei der Führung durch den Kräutergarten blieb der Gide vor dem Fünffingerkraut stehen und erklärte: «Vous voyez le mauvaise herbe n’existe pas!» Unkraut gäbe es nicht. Jedes Kraut könne für etwas verwendet werden. Mit diesem Gedanken liess ich die Kräuter gerne weiterwachsen. Ausser Amarant, den riss ich aus.
Am Amarant fand ich bemerkenswert viele Blattläuse, die von der schwarzen Sorte. Und jetzt landete ich bei Darwin. Wieso gibt es eigentlich schwarze, grüne und graue Blattläuse? Und vor allem: Warum zum Geier müssen sie sich alle in meinem Garten tummeln? Ich glaube die Marienkäfer in unserer Gegend leiden entweder an Übersättigung oder Fettleibigkeit.
Schon schön, wie bei einem kurzen Besuch im Garten Geschichte plötzlich greifbarer, Biologie erlebbar und Toleranz erlernbar ist. Vielleicht sehe nur ich das so und vielleicht wird mein Garten meinen Kindern später helfen den Schulstoff zu verstehen.