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Eigentlich

Seit drei Wochen haben wir wieder Unterricht und meine Jungs waren schon wieder die erste Woche krank. Eigentlich dachte ich, dass ich jetzt, wo die Kinder jeden Vormittag in der Schule sind etwas mehr Zeit zum Haushalten und Vorbereiten in Ruhe hätte. Vielleicht sogar mal wieder einen Vormittag zum Malen. Drei Wochen sind durch und ich hatte zwei Vormittage Ruhe. An dem einen habe ich meinen eigenen Unterricht vorbereitet und an dem anderen war ich einkaufen.

 

So kann es gehen mit den Vorsätzen. Das mit dem Garten wissen Sie ja schon. Den geniesse ich gerade richtig. Und die Hühner freuen sich darüber, dass ich die Zucchetti mit ihnen teile.

 

Diese Woche ist mir aufgefallen, dass ich einen weiteren Vorsatz fast unbemerkt über Bord geworfen habe. Eigentlich wollte ich nie in meiner Wohngemeinde unterrichten. Ich kannte das ja von meiner Mutter. Beim Einkaufen im Dorfladen lauerte doch hinter jedem Regal ein «Grüezi Frau Locher». Ich wollte einkaufen können, ohne angesprochen zu werden. Ich wollte an die «Chilbi» gehen können ohne, dass anschliessend alle Eltern wissen, was ich als Tombolapreis nach Hause gebracht habe. Als Kind mochte ich es einerseits, dass meine Mutter ab und an über den Pausenhof wanderte, aber zu wissen, dass sie mit meinen Lehrern Kaffee trank, war irgendwie nicht so prickelnd.

 

Und jetzt tue ich es doch. Ich unterrichte in meiner Wohngemeinde. Meine Kinder stört es bisher nicht. Ich unterrichte ja auch nicht auf ihrem Schulareal. Zum Glück ist die Gemeine so gross. Dafür treffe ich ab und an Schüler beim Einkaufen und bin dann meist komplett aus dem Konzept. Ich sage dann manchmal Dinge, über die ich später nur den Kopf schütteln kann. Ich hoffe sie verzeihen mir mein Gestammel. Einige meiner Schüler können von sich zu Hause aus offenbar sogar sehen, wann ich Zwetschgen ernte. Das haben wir nämlich diese Woche gemacht und es blieb nicht unbemerkt.

 

Eigentlich wollte ich genau das nicht. Jetzt habe ich es und finde es gar nicht so schlimm. Ich sehe ja auch, wann auf dem Hof meiner Schüler Siloballen gemacht werden. So haben wir etwas worüber wir uns austauschen können. Genau, wie die Hühnerrassen, welche wir halten. Wer weiss, vielleicht können wir einmal einen Hahn tauschen. Bei den Wachteln wäre das bald wieder fällig.

 

Gestern habe ich mich sogar richtig gefreut einige meiner aktuellen, ehemaligen und zukünftigen Schützlinge in der Freizeit anzutreffen.

 

So. Jetzt gehe ich wieder zu meinen eignen Kindern. Sie hüsteln und haben diese Woche sehr viele Taschentücher gefüllt, während wir mal wieder mit Homeschooling beschäftigt waren. Noch so etwas, das ich eigentlich nicht machen wollte und jetzt doch irgendwie ganz schön finde.