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Nume no hurti

Ich weiss jetzt, so richtig müde bin ich, wenn ich im Bett liege, eine Mücke höre und beschliesse nichts dagegen zu unternehmen, weil ich mich sonst bewegen müsste.

 

In den letzten Wochen ging vieles «nume no hurti». Das Programm war gefüllt mit Aufträgen, die man noch erledigen musste oder die kurzfristig auftauchten und eine höhere Dringlichkeit hatten als die Routinearbeiten. «Nume no hurti», das geht schon noch.

 

Ich rief das Universum an, mir bitte eine Pause zu bescheren, aber bitte eine Pause, nicht krank sein. Den zweiten Teil der Bitte hat das Universum glaube ich schon nicht mehr gehört. Prompt wurde ich aufs Wochenende hin krank. Es begann mit etwas Schnupfen und Müdigkeit, dann kam Halsweh dazu.

 

Es war klar für mich, dass ich zum Test musste. Ich trage schliesslich eine gewisse Verantwortung aufgrund meines Berufes und unser Wochenendprogramm hatte es ja auch in sich.

 

Es war der grosse Most-Tag. Wir haben Most gepresst und eingekocht und zwischendurch bin ich dann eben schnell ins Regionalspital. Anschliessend hätte ich meine Selbstisolation beginnen müssen. Aber, da ich vorher ja schon geholfen hatte, dachte ich, dass ich ja auch den Rest noch hurti helfen könnte. Bis am Abend hatte ich dann Fieber. Das war der Moment, als ich anfing mir Gedanken darüber zu machen, dass es vielleicht tatsächlich Corona sein könnte. Ganz egal wie der Test ausfallen würde, ich wäre in diesem Zustand nicht in der Lage am Wochenendprogramm teilzunehmen. Aber vielleicht ja wenigstens mein Mann.

 

Was sollte ich hoffen? Wäre das Ergebnis negativ, so wäre es für alle am einfachsten. Wäre es positiv, so hätte ich Corona bald hinter mit. Und was hätte ein positives Ergebnis für Folgen für die Schule? Zehn Tage Quarantäne für alle? In Gedanken versuchte ich bereits die Mitteilung an die Schulleitung und die Eltern zu formulieren. Also der Zeitpunkt wäre ja super. Da sowieso gerade Ferien sind, würde sich der Fernunterricht erledigen. Die Kinder würden nichts vom Schulstoff verpassen. Allerdings möchte ich wirklich nicht der Grund dafür sein, dass meine Schülerinnen und Schüler die erste Woche ihrer Ferien zu Hause in einer Art «Lock down zwei» verbringen müssten. Wie auch immer es wäre, ich hätte es nicht mehr in meiner Hand.

 

Das Testergebnis kam spät in der Nacht. Ich bin negativ. Was für eine Erleichterung. Meine lieben Schülerinnen und Schüler dürfen ihre Ferien geniessen. Ich darf wieder am Tisch mit meiner Familie essen und daran arbeiten möglichst bald wieder gesund zu werden, damit ich meine schulfreien Tage auch geniessen kann. Unser Wochenendprogramm hat sich derweil per Zufall auch in Luft aufgelöst.

 

So, nach dem ich «no hurti» den Text geschrieben habe, nehme ich mir vor, nicht mehr so viel in meinen Wochenplan zu stopfen und etwas mehr zu geniessen. Für nach den Ferien wälze ich den Gedanken, dass eine Maske zu tragen im Unterricht vielleicht doch wieder Sinn machen würde.