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Alles für die Katz

Ein Gespräch, das ich als Jugendliche im Zug mitbekam, ist mir diese Woche wieder in den Sinn gekommen. Eine junge Frau berichtete damals ihrer Freundin stolz davon, wie sie eine Katze samt Jungen von einem Bauernhof gerettet habe. Ich (15) war schockiert.

 

Die Dame erläuterte weiter: «Auf diesem Hof sind sechs oder sieben Katzen und die Bäuerin hatte keine Ahnung, wo die Katze ihre Jungen hatte! Die Katze war auch total verwildert. Ich habe sie mit nach Hause genommen. Jetzt sind sie bei mir in der Wohnung und bekommen Futter. Ich war mit den kleinen auch beim Tierarzt. Ein Wunder, dass die sich unter diesen Umständen normal entwickeln konnten.»

 

Wie gerne hätte ich dieser Frau ein paar Dinge über die Natur von Katzen erklärt, so, wie ich sie kennenlernen durfte. Unsere acht Katzen versteckten ihre Jungen auch. Das machen sie zum Schutz der Jungtiere vor Katern oder dem Fuchs. Sie waren dann entweder im Stroh oder im Heu. Wir Kinder durften sie suchen. Jedoch nicht zu früh, sonst brachte die Katzenmutter sie an einen anderen Ort. Da die Katzenmütter ja täglich für etwas verdünnte Milch und Trockenfutter zu uns kamen, sahen wir wann die Katzen schlanker und säugend waren. Als Kind schlich ich ihnen dann hinterher um die Kleinen zu sehen. Wenn die Kätzchen alt genug waren, brachte die Katzenmutter sie zum Milchzimmer. Versteckte Kätzchen waren also normal. Und verwildert war die gerettete Katze wohl auch nicht. Denn wir hatten eine Katzenmutter, die ihre Jungen sehr gut versteckte und eher spät zu uns brachte. Wirklich wilde Katzen fasst man übrigens mit Vorteil mit Holzerhandschuhen an und nimmt sie gewiss nicht einfach mit. Die Frau aus dem Zug hatte Hausfriedensbruch und Diebstahl begangen und einer Katze ihren Freiraum genommen. Eigentlich hätte man sie anzeigen können. Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich den Mut nicht wegen so etwas eine Diskussion loszutreten.

 

Heute scheint es mir, es gibt immer mehr Menschen, die in einem Selbstverständnis die Rechte der Tiere verteidigen, den Bauern erklären wollen, wie sie mit ihren Tieren umgehen sollen und ihre Betriebe zu führen hätten. Die Landwirtschaft ist in einem stetigen Wandel und nimmt die Wünsche und Hinweise der Bevölkerung ernst. Bevor man sich also über einen Bauern ereifert wäre es also ratsam, zuerst mit den Landwirten zu reden. Man könnte fragen warum sie was und wie machen. Die Bauern in Deutschland fordern deshalb laut: «Redet mit uns, nicht über uns.» Als gesellige Menschen geben Landwirte in der Regel gerne Auskunft. Landwirte sind schliesslich ausgebildete Fachkräfte, die sich stetig weiterbilden und nicht einfach etwas wursteln.

 

Apropos wursteln, ich muss mit dem Metzger telefonieren um unsere Fresser anzumelden und zu besprechen, was wir aus ihnen machen wollen.