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Heldenlieder

Es ist der erste November, Allerheiligen. Morgen ist Allerseelen und gestern, da war Halloween. Halloween ist ein Fest, das seinen Ursprung im keltischen Samhain hat. Zu Samhain, dem damaligen Neujahrsfest, so sagt man, seien die Grenzen zum Reich der Toten etwas fliessender als sonst. Ein guter Zeitpunkt also, um den Verstorbenen zu gedenken.

 

Im Prinzip machen wir im Christentum das Gleiche. Heute, da gedenken wir den Heiligen und morgen, da gedenken wir all jenen, die seit dem letzten Allerseelen gestorben sind. Natürlich kann man da auch jene miteinbeziehen, die unsere Welt schon etwas länger verlassen haben.

 

Ich habe dieses Jahr wieder ein paar Menschen mehr an die ich denke. Dieses Jahr sind einige meiner Helden gegangen. Ich spreche dabei nicht von Hollywood Grössen oder Rocklegenden, sondern von ganz normalen Menschen, von den Helden meiner Kindheit.

 

Als Kind hatte ich nicht wirklich ein Idol. Ich wollte nie wie jemand bestimmtes werden. Ich hatte aber Menschen, zu denen ich aufsah. Erwachsene aus unserem Umfeld, vor denen ich einen grossen Respekt hatte. Das waren die Grössen meiner Kindheit: Die anderen Bauern, der Gärtner, der Besitzer des Dorfladens und so weiter. Menschen vor denen auch die anderen Erwachsen Respekt hatten. Menschen, deren Tun für mich und andere Bedeutung hatte. Auch, wenn es nur ganz kleine Sachen waren. Wenn man vom Besitzer der Gärtnerei ein Stöckchen Primeln geschenkt bekommt, hat das für ein Kind eine immense Bedeutung. Diese Menschen waren und sind für mich bewundernswert. Ich hielt sie für unverwundbar, ähnlich, wie Helden.

 

Die Sache mit den Helden ist aber leider so, dass sie die Geschichten ihrer Heldentaten meistens nicht selbst erzählen. Wir lesen die Geschichten dann in Büchern oder erzählen sie uns gegenseitig. Wir singen Lieder von den grossen Helden der Geschichte. Der Mundartsänger Trummer hat ein ganzes Album gefüllt mit Heldenliedern, die er ganz normalen Helden des Alltages widmet. Vielleicht könnten wir das ja auch für die kleinen Helden unseres Lebens machen. Es ist immer wieder bereichernd und tut gut, sich an die Momente zu erinnern, die man mit diesen Personen erleben durfte. Man muss dazu auch nicht unbedingt singen. Sprechen ist auch gut. Ein jeder so, wie es für ihn oder Sie stimmt.

 

Ich lade euch also ein, zu einem virtuellen Stück Kouing amann, einem bretonischen Kuchen, der so süss ist, dass es das alles etwas erträglicher macht. Last uns Heldenlieder singen, für die grossen und kleinen Helden unseres Lebens. Für die lebendigen und diejenigen, die bereits in die Anderswelt gegangen sind.