· 

Unter dem Teppich

In dem alten Haus, in dem ich früher wohnte gab es ein lockeres Brett auf dem Flur. Das Brett bemerkte eigentlich niemand. Wenn man aber den Flur wischte konnte man das Brett anheben und den gesamten Dreck einfach wegzaubern. An dieses Brett habe ich in letzter Zeit oft gedacht.

 

Wie gäbig wäre es doch, so ein Loch zu haben, in das man einfach alles, was einem im Weg ist hineinwerfen könnte. Gerade jetzt, wo wir mal wieder aufräumen im Haus, ums Haus, im Garten, im Stall, im Schopf, in der Werkstatt und in der Schule.

 

Es ist wieder Zeit ein Kapitel abzuschliessen und ein neues zu beginnen. Die fruchtbare Zeit der Natur ist vorbei und es kommt eine ruhigere Phase in welcher wir wieder mehr Zeit drinnen verbringen. Ich habe also die letzten getrockneten Kräuter verräumt, den Graten abgeräumt und die Artischocken mit Deckästen zugedeckt. Wir haben das Terrarium in welchem wir Schmetterlingsraupen hatten, verräumt und die Krippe aufgestellt. Die Osterdekoration an den Fenstern musste weichen, sie hätte einfach nicht zu den gehäkelten Schneeflocken gepasst, die jetzt wieder Saison haben. Im Schopf muss Platz gemacht werden für den Schneepflug und im Stall mussten die Spielsachen weg um die Boxen wieder für die Ziegen einzurichten. In der Werkstatt werden die letzten Handgriffe für unsere Weihnachtsgeschenke gemacht und in der Küche die Guezlibüchsen von Staub befreit. Nicht all diese Arbeiten habe ich alleine gemacht. Eigentlich die wenigsten. Zum Glück. Mir geht das Aufräumen stehts viel leichter von der Hand, wenn ich es gemeinsam mit anderen mache.

 

Vielleicht kennen Sie dieses Gefühl ja auch, wenn man einen Raum betritt und einfach wieder rausgehen möchte. Man sieht die viele Arbeit und möchte gerne einfach alles aus dem Fenster werfen oder verbrennen oder unter einem grossen Teppich verstecken. Dann wünsche ich mir dieses Loch im Flur, wo man einfach alles reinwischen kann und dann ist es weg. Leider ist das aber nur die halbe Wahrheit. All diese Methoden verlagern das Problem ja nur. Wann alles aus dem Fenster fliegt, dann landet es im Garten oder in Nachbars Feld, wie das Hochzeitsfoto, das wir einst beim Heuen fanden. Wenn wir alles einfach verbrennen, dann wird daraus Asche und Russ, das heisst mehr Arbeit beim Putzen. Wenn wir alles mit einem grossen Tuch oder Teppich bedecken, nimmt es uns weiterhin den Platz weg. Und wenn wir es unter ein lockeres Brett wischen, dann landet der Dreck im Keller, wo sich nach und nach ein Häufchen bildet.

 

Es hilft also nichts, man muss da durch und anfangen aufzuräumen, wegzustellen und die Arbeiten eine nach der anderen anzupacken. Denn wenn ich eines gelernt habe durch das Brett im Flur, dann, dass es sich nicht lohnt Dinge unter den Teppich zu kehren. Irgendwann werden sie auf irgendeine Weise an irgendeinem Ort wieder zum Vorschein kommen.