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Von Stadt und Land

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Leben in der Stadt und einem Leben, so wie wir es führen, auf dem Land? Für unsere Jungs ist es klar. Auf dem Land lebt es sich besser.

 

Wir haben Platz, dürfen auch mal laut sein, wir bauen unser eigenes Gemüse an und können uns einen grossen Vorrat für den Winter anlegen. Wir haben die Möglichkeit ganz viele Tiere zu haben und dazu noch die wilden Tiere zu beobachten. Jeden Morgen hat es neue Spuren im Schnee. Wer war denn alles zu Besuch? Fuchs, Hase, Reh, Hirsch, Eichhörnchen? Wo sind die Mäuse durchgehuscht und war die Katze in der Nähe? Ein Abenteuer nach dem anderen.

 

Die Möglichkeiten eines Lebens in der Stadt, mit mehr Kameraden, mehr Ausflugszielen, näheren Einkaufsmöglichkeiten und einem vielfältigeren Angebot an Hobbies ist für unsere Buben nicht präsent. Das war bei mir als Kind nicht anders.

 

Die Stadt kenne ich nur als Besucherin. Wir haben es als Kinder genossen Ausflüge in das nahe Zürich zu machen. Zürich war für mich der Zoo, der Spielzeugladen, die Lichter an der Bahnhofstrasse, der Musik Hug, der See, das Kunsthaus, das Landesmuseum und das Naturhistorische Museum. Ich bin gerne mit meinen Eltern dorthin, obwohl wir am Abend immer duschen mussten. Den Stadtdreck abwaschen, hiess das. Es wurde uns eingeschärft, dass in der Stadt so viele Menschen auf einem Haufen lebten, die alles anfassten, dass wir im Tram möglichst nichts berühren sollten. Hinzukam all die Abgase, die uns bestimmt anhafteten und da schien es nur logisch, dass man schleunigst die Kleider in die Waschmaschine stecken und duschen musste, wenn man nicht irgendwie krank werden wollte.

 

Schon lustig, dass wir die Stadt als schmutzig empfanden aber kein Problem darin sahen mit Absicht barfuss in einen frischen Kuhfladen zu treten, der dann noch warm zwischen den Zehen heraufquoll. Das änderte sich, als ich später in der Stadt zur Schule ging. Jetzt hatte ich Freunde, die echt in der Stadt wohnten und überlebten. Und Bus fahren fühlte sich nicht mehr an, wie ein Ritt in der Mülltonne. Aber die Hände wusch ich konsequent sobald ich irgendwo ankam. Eigentlich genau so, wie das heute empfohlen wird.

 

Ich mag das Land mit seiner Weite, dem vielen Grün und der Möglichkeit etwas wilder zu sein. Die Jungs können mit einer Säge umgehen und ich kann sie raus lassen ohne gleich Angst haben zu müssen, dass sie von einem Auto überfahren werden oder jemandem begegnen, dem sie nicht begegnen sollten. Es wäre aber schon schön, nicht immer das Auto nehmen zu müssen um irgendwohin zu gehen. Seit unser Kino im Nachbardorf geschlossen ist, ist auch der Aufwand dafür grösser geworden. Die Freizeitangebote für Erwachsene sind eher eingeschränkt bei uns. Wenn man nicht gerne Volleyball oder Unihockey spielt und auch nicht jodeln kann, wird es schon recht schwierig. Dafür wissen wir die Namen unserer Nachbarn und man fragt nach, wenn irgendwo ein Heli landet, ob alles in Ordnung sei.

 

Alles in allem hat jeder Lebensraum sine Vor- und Nachteile, bietet Chancen und Risiken. Wir mögen das Leben auf dem Land und ändern auch 2021 nichts daran. Hiermit wünsche ich euch allen ein gutes neues Jahr bei guter Gesundheit und mit einer grossen Portion Humor.

So, und jetzt hole ich die Heugabel um all die Papierschlangen der Neujahrsfeier aufzuräumen.