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Hinter den sieben Bergen

Manchmal, wenn Leute uns zum ersten Mal besuchen, stellen sich lustige Fragen. Sie bemerken dann zum Beispiel mit einem Tonfall zischen Schock und Bewunderung: «Mensch, wohnt ihr abgelegen!»

 

Das hat was. Ringsumher sieht man Berge, Hügel, Wälder und vereinzelt Häuser, meistens Bauernhöfe. Kurz, wir sind wirklich nicht gerade "am Pass", wie man in dieser Gegend so schön sagt. Wer bei uns vorfährt will entweder zu uns oder ist falsch abgebogen. Wir haben aber einen recht grosszügigen Platz zum Wenden, damit sich hier keiner gefangen fühlen muss.

 

Oft kommen von den Besuchern auch besorgte Fragen zur Situation im Winter: «Habt ihr eine Zweitwohnung im Dorf für den Winter?» Einmal hat mein Mann dann mit vollem Ernst erklärt, dass der Schnee für uns kein Problem sei. Wir hätten einen Schnee-Töff, mit dem wir die Kinder zur Schule brächten und die nötigsten Einkäufe erledigen würden. Das ist natürlich alles nicht wahr. Es wäre ja eine Schande, wenn in dem Dorf, in welchem der grösste Arbeitgeber die Schneepflugfabrik ist, kein Schneepflug fahren würde. Wir kommen also auch mit dem Auto zur Arbeit. Die Zufahrt zu unserem Haus wird zwar nicht schwarz geräumt, die Strasse auf unseren Hügel wird gesplittert und ein vier mal vier ist definitiv von Vorteil aber eigentlich mag ich das so.

 

Gerade weil die Strassen nicht bis auf Null geräumt werden, haben wir die beste Schlittel- und Skipiste, die man sich wünschen kann. Durch den vielen Regen, den wir bekommen haben an dem Tag, als die Ostschweiz im Schnee versank, hat sich eine tolle Eisschicht gebildet. Auf dieser neuerlich mit Schnee bedeckten Eisschicht können wir täglich neue Rekorde aufstellen, wer am weitesten gleiten kann.

 

Drei Generationen sind hier und geniessen den Schnee. Auf dem Schlitten, den Schneeschuhen, der eigenen Loipe und beim Iglu bauen. Dem letzteren hat der Regen nicht so gutgetan. Ich hoffe wir bringen es heute fertig damit wir gemeinsam eine warme Schokolade darin trinken können. Ein Iglu zu bauen gehört bei uns jeden Winter dazu. Wenigstens ein Mal probieren wir es zu schaffen. Heuer ist das Ziel relativ gross gesteckt. Mal sehen, ob wir wirklich alles decken können. Genügend Schnee sollte vorhanden sein. Die Konsistenz könnte eventuell ein Problem sein. Meistens haben wir hier eher pulverigen Schnee. Aber da hat uns der Regen ja etwas geholfen.

 

So jetzt geht es ab nach draussen. Ich habe so ein Gefühl, dass ich heute den Rekord aufstellen könnte. Schaffe ich es vielleicht bis über den Holzschopf hinaus zur Werkstatt? Mal sehen welche Technik sich heute als gewinnbringend herausstellt.