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Tauwetter

Die Tage werden länger. Die Hühner legen wieder mehr Eier und sogar die Wachteln haben wieder begonnen zu legen. Untrügerische Zeichen, dass der Frühling naht.

 

Noch ist alles weiss und es ist kalt. Trotzdem konnte ich in den letzten Tagen ohne Wintermantel nach den Tieren sehen. So kalt ist es also nicht mehr und obwohl ich den Winter mit seinem glitzernden Schnee über alles liebe, wird mein Herz leicht, wenn ich daran denke, dass es wieder anders wird. Ich freue mich auf die ersten "Schneeglöggli", die ersten «Geisseblüemli», die «Bettseicheli», die «Schiisgelte», die «Händscheli» und "Schlüsseli", die «Chatzenäugli» und «Chrottepösche» und die gebratenen Brennesselchips.

 

Nur schon beim Gedanken an all die schönen Blümchen und Tätigkeiten, die da wieder kommen werden, beginne ich zu lächeln. Schon spannend, wie das Licht, unsere Stimmung aufhellen kann. Kürzlich ist mir wieder bewusst geworden, dass man am Abend keine schweren Themen besprechen sollte und es doch unweigerlich tut. Meine Mutter hat einmal gesagt: «Wenn es draussen dunkel wird, werden auch die Gedanken dunkel.» Und das hat was. Meistens sieht man die Probleme vom Vorabend am nächsten Morgen schon mit viel mehr Leichtigkeit und findet sie weniger gravierend.

 

Wir kennen das ja auch von den Kindern. Am Abend kommen plötzlich Ängste auf, die bei Tageslicht keine sind. Ich hatte als Kind Angst vor dem Fuchs, der so furchterregend bellte. Ich befürchtete, dass er ins Haus kommen könnte um mich zu beissen. Vor ein paar Jahren mussten wir bei unserem grossen jeden Abend die Wildschweine aus dem Zimmer jagen, die sonst nur die ganze Nacht Radau gemacht hätten und ihn nicht hätten schlafen lassen. Bei unserem jüngeren Sohn waren es zwei gepunktete Mäuse, die ihn ärgern wollten. Als Erwachsene verscheucht man die Gestalten und bewacht die Tür, damit sie nicht mehr ins Kinderzimmer können. Oder man lässt ein Licht an, denn alle Kinder wissen, dass diese Wesen lichtscheu sind.

 

Mit den Sorgen und Bedenken der Erwachsen, scheint es ähnlich. So einige davon scheinen lichtscheu zu sein. Gut, dass jetzt wieder die hellere Zeit kommt. Es wird noch eine Weile gehen bis es draussen grün wird und wir in den Garten stürmen können. Das Gemüt stellt sich aber schon langsam wieder darauf ein. Frau Primavera drängelt bereits, dass ich das Saatgut durchgehen soll um dann im Februar mit der Anzucht der Tomatensetzlinge zu beginnen. Ich vertröste sie noch etwas. Momentan gehört der Pflanzblätz ja noch ausschliesslich den Hirschen, den Hasen und dem Hermelin.