Es ist wieder still bei uns. Kein Motorradröhren, keine Pferdehufe, kein Rasenmäher, nur wenig Vogelgezwitscher. Fast immer, wenn es so still ist bei uns, liegt Schnee. So auch heute. In der Nacht fiel der erste Schnee in diesem Mai und versetzte uns heute Morgen in eine leichte Schockstarre. Aber nur ein wenig. Wir haben ja die Prognosen angeschaut und für ein Mal lagen die sogar richtig.
Jetzt, wo die Welt wieder langsam weiss wird, erscheint das Grün, das zu sehen ist noch viel grüner. Letzte Woche haben wir die Pflanzung geackert. Wie jedes Jahr machten wir das ganz nach Grossvatersmanier mit dem Pflug und der Seilwinde. Ich durfte diesmal den «Bauern König» bedienen. Was, dieses Gerät kennen sie nicht? Ich kannte das auch nicht bevor ich hierher kam. In diesem Jahr also wurde mir die Ehre zuteil dieses Ungetüm zu bedienen. Seil auskoppeln, Seil einkoppeln, Gang einlegen, Gas geben, genau hinschauen und auf der richtigen Höhe die Maschine stoppen, das Gas zurücknehmen, die Seilrolle bremsen und dann wieder das Seil auskoppeln. Das war spannend und herausfordernd zugleich. Mit der Zeit lief es aber ganz gut und wir haben jetzt eine annehmbare Pflanzung in welcher, nach dem Hacken, gleich die ersten Furren Kartoffeln gesetzt wurden. Diese tollen Knollen haben nämlich im Keller bereits gehörig Kiemen getrieben.
Die neuerliche Kälte tut den Pflanzen und Pflänzchen im Garten nicht besonders gut aber dem Unkraut zum Glück auch nicht. Den besagten Kartoffeln schadet sie indessen kaum. Die sind sicher unter der Erde verpackt. Die empfindlichen Pflänzchen habe ich noch im Treibhaus. Dieses temperieren wir mit einer Kerzenheizung. Manchmal nützt das allerdings nichts und es wird trotzdem zu kalt. So geschehen beim letzten Kälteeinbruch. Fast die Hälfte meiner Tomatenstauden ist damals leider eingegangen. Ich hoffe das ist diesmal anders.
Es ist ja erstaunlich von was sich Pflanzen so erholen können. Ich habe schon Kürbispflanzen gesehen, die vom Hagel geschnetzelt wurden und es irgendwie schafften noch einmal von vorn zu beginnen und bis im Herbst tatsächlich noch ein paar Früchte zu produzieren. Pflanzen sind manchmal unglaublich. Ein kleines, grosses Wunder der Natur.
Schnee im Mai ist an sich auch nichts Ungewöhnliches. Die Eisheiligen haben wir ja noch eine Weile nicht hinter uns. Aber manchmal macht es mir schon ein paar Gedanken, dieses Wetter. Nicht, dass ich den Schnee für fake halte, wie verschiedene Menschen aus Texas vor ein paar Monaten. Nein, ich weiss, wo ich zu Hause bin. Ich mache mir Gedanken, wenn ich höre, dass Taiwan seit drei Monaten keinen Regen mehr hatte, den USA wieder mal ihre Zikaden-Plage bevorsteht, welche zuletzt vor 17 Jahren da war, wir so lange Kalt haben und der hundertjährige Kalender noch mehr Kälte prophezeit.
Vielleicht wäre es ratsam Nüsslisalat und Spinat zu sähen, die halten die Kälte besser aus. So und jetzt genug von den düsteren Gedanken. Es ist ja schon grün da draussen. Der Schnee wird nicht liegen bleiben und ich habe mit dem neuen Weiss einen erneuten Inspirationsschub um mein Weihnachtsbuch fertig zu stellen.