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Ich habe es getan

Ich habe es getan, mit gemischten Gefühlen. Aber beginnen wir beim Anfang. Seit Februar habe ich verschiedene Setzlinge angezogen. Angefangen mit den Tomaten bis hin zu Salatsetzlingen. Teile der Anzucht waren erfolgreich. Andere sind leider nicht gekeimt oder hatten grössere Probleme mit der Kälte.

 

Jetzt, wo es endlich wärmer ist, habe ich die Setzlinge an das Aussenklima gewöhnt und dann in den Garten gesetzt. Damit haben sie nun den Nährboden, den sie brauchen. Sie sind aber auch allen Gefahren ausgesetzt, die es da draussen gibt und das sind so einige: die Temperaturschwankungen, wechselnde Feuchtigkeitsgrade, wie auch Hagel und Schädlinge.

 

Ich arbeite in meinem Garten biologisch und pestizidfrei. Das verwendete Saatgut ist immer öfter biologisch und gedüngt wird nur mit betriebseigenem organischem Dünger. Das heisst nein, in diesem Jahr habe ich bei meinem Bruder einen Sack Pferdeäpfel für die Tomaten geholt. Damit ich den Platz in den Beeten optimal ausnutzen kann, lege ich Mischkulturen an. Vielleicht kann ich dadurch auch gute Nachbarschaften für die Schädlingsbekämpfung nutzen.

 

Das Schöne an meinem Garten ist, dass ich ihn einfach zur Freude machen kann. Ich muss mit meinem Garten nicht meine Familie ernähren und auch kein finanzielles Einkommen generieren. Wenn also der Druck der Blattläuse so gross wird, dass er Ertragseinbussen zur Folge hat, ist das nicht weiter tragisch. Ich kann mit Hilfe des Geldes, dass ich in meinem Beruf verdiene, einfach Gemüse im Handel erwerben. Wenn ich mir vorstelle, dass ich mit meinen Kulturen aber die Krankenkassenrechnung bezahlen müsste, sähe ich das etwas weniger entspannt. Irgendwo hört dann aber auch bei mir der Spass auf.

 

Zur Schneckenbekämpfung habe ich Eierschalen um meine Setzlinge ausgestreut. Als ich dann aber trotz der Eierschalen angefressene Gurkenpflanzen hatte, war ich schnell bei den Schneckenkörnern. Wie alle anderen Anwender, verlasse ich mich dabei auf die Angaben auf der Verpackung und hoffe, dass diese Körner wirklich unschädlich für Igel und zu 100% abbaubar im Boden sind. Natürlich hätte ich auch ein Zelt im Garten aufschlagen können, um den nächtlichen Schleimern aufzulauern und sie einzusammeln. Dazu habe ich aber nicht die Geduld und nicht die Zeit. Schliesslich möchte auch ich mal Feierabend haben. Mit einem mulmigen Gefühl streute ich die blauen Giftkörner um die Gurken. Ich bin doch nicht verrückt und ziehe aus "Pro Specie Rara" Saatgut während fast zwei Monaten kleine Essiggurkensetzlinge heran, die ich mit einer Kerzenheizung im Glashaus vor der Unterkühlung gerettet habe, um sie dann von den Schnecken fressen zu lassen!

 

Und weil ich schon dabei war, habe ich auch gleich ein paar Körner um die Artischocken und die einzige verbliebene Melone gestreut. Wenn die Hemmungen erst mal überwunden sind, ist ein weiterer Einsatz nicht mehr so schwierig. Und trotzdem fragte ich mich anschliessend, ob ich nicht doch noch den Kaffeesatz oder die Sägespäne hätte ausprobieren sollen. Man macht es sich mit dem Einsatz von Pestiziden nicht leicht. Ich bin überzeugt, dass das den Bauern auch so geht.
Da sie aber ihre Familie tatsächlich mit ihren Kulturen ernähren und ihre Krankenkasse damit bezahlen müssen, haben sie weniger die Möglichkeit Risiken einzugehen. Auf Grund von reduzierten personellen Ressourcen und je nach Abnehmer sehr hohen Qualitätsansprüchen zu eher niedrigen Preisen, muss möglichst effizient und zielsicher produziert werden. Ich verstehe also, dass man da auch zu chemischen Helfern greift.

 

Was man am nächsten Sonntag abstimmt, muss jeder und jede selbst entscheiden. Ich persönlich glaube, dass mit einem Ja zu den Agrarinitiativen die Möglichkeit besteht, dass wir eine Schweiz schaffen, die wie mein Garten funktioniert. Wir fühlen uns gut, weil wir keine synthetischen Gifte einsetzen und haben im Falle eines Ernteausfalls die Möglichkeit, diesen mit Produkten aus dem Ausland, wo weiterhin mit Hilfe von allem Verfügbaren produziert wird, auszugleichen.