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Nach dem Frühling kommt der Herbst

Die paar Tage trockenes Wetter haben gutgetan. Wir waren mehr draussen, konnten im Garten etwas aufräumen und endlich mal wieder draussen essen. Da fragte meine Schwiegermutter plötzlich, wieso es eigentlich so still sei im Starenkasten. Erst da fiel es mir auf. Es war wirklich still in den Bäumen.

 

Ein paar Meisen und Spatzen hüpften herum und zeterten vom Gartenzaun, die Falken drehten ihre Runden und zwei Mauersegler flogen tonlos weit oben über uns hinweg. Die Stare aber, die sonst unsere kleine Hostet mit ihren diversen Geräuschen erfüllten waren weg. Auch den Trauerschnäpper konnte ich nirgends entdecken. Ob sie bereits wieder in den Süden sind?

 

Vielleicht haben die Stareneltern ihre Kleinen aus der ersten Brut, nur bis ans Meer gebracht und ihnen dann den weiteren Weg erklärt. Dann gehen die kleinen jetzt alleine weiter und die Erwachsenen werden wieder zurückkommen. Vielleicht hatten sie auch einfach den Schnabel voll von dem ewigen Regen und sind in die Ferien gefahren, irgendwo hin, wo die Sonne noch scheint. Falls sie den Wetterbericht mitbekommen haben, sind sie jetzt vielleicht in Finnland. Ich hoffe sie kommen wieder. Denn, wenn sie dachten, dass es bei uns schon in den Herbst übergeht und wieder abgereist sind um erst im frühen Frühling wiederzukommen, dann fände ich das ziemlich trostlos.

 

Ich will jetzt noch nicht Herbst. Ich warte noch auf den Sommer. Wenigstens sind die Distelfinken noch da. Die hatten ja auch noch keine Gelegenheit Kerne aus unseren Sonnenblumen zu picken. Der Sommer kann also noch nicht vorbei sein. Das Olivenbäumchen unseres älteren Sohnes steht momentan übrigens in voller Blüte. Bin ja gespannt was daraus wird. Ein paar Zeichen stehen also noch auf Sommer, auch wenn am Morgen der Nebel aufzieht. Das ist nicht der erste Sommer, dessen Wetter nicht eindeutig ist. Das hatten wir vor etwa sechs Jahren schon einmal. Da habe ich im Mai das Plantschbecken für die Jungs aufgestellt und im Juni konnte ich es wieder verräumen. Ich kann mich auch erinnern, dass ich mir in den 90ern vorgestellt hatte mir dem Boot zur Schule zu gehen. Ich hätte gerne mein Zimmer mit dem Eingang getauscht, damit Fische an meinem Fenster vorbeischwimmen könnten. Es wird auch damals recht viel geregnet haben, dass ich auf solche Gedanken kam.

 

Der viele Regen hat auch etwas Beruhigendes. Ich muss nicht darüber nachdenken, ob wir genügend Wasser im Reservoir haben um Wäsche zu waschen, zu duschen oder zur Toilette zu gehen. Dafür muss ich darauf achten, welche Farbe das Wasser hat, ob wir es noch bedenkenlos trinken können oder doch lieber eine Flasche Mineral aufmachen. Durch die erhöhte Wohnlage brauchen wir uns auch keine Sorgen bezüglich Hochwasser zu machen. Blumen giessen geht heuer auch total einfach. Das habe ich sozusagen in Auftrag gegeben. Und ich bin dankbar für den Regen, der Gras für unsere Tiere wachsen lässt. Zum Glück steht bei uns nicht gerade das Emden an.

 

Wie auch immer der Sommer noch wird, werden wir schon sehen. Unsere Heizung ist bereit, die Winterkleider habe ich nie aus dem Schrank genommen und im Glashaus kann ich bald die ersten Gurken ernten.