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Wortlos

Es gibt Zeiten im Leben, für die man kaum Worte findet. Wenn Dinge geschehen, die unglaublich schön sind oder eben Situationen, die unfassbar unglücklich verlaufen sind. Im Moment scheint es mir hier ganz vielen Menschen entweder so oder so zu gehen. Auch wir werden dabei ein Wenig durchgeschüttelt auf der Achterbahn des Lebens.

 

Wie gerne hätte ich eine Karte für mein Leben, wie die OL LäuferInnen in Marbach sie haben. Wie mir aber erklärt wurde kann man auch trotz diesen Karten immer mal wieder an einem anderen Ort landen, als eigentlich geplant. Die Karte sagt ja lediglich wo das nächste Ziel ist. Den Weg dahin wählt man aber selber. Eigentlich finde ich das ein sehr schönes Bild für unser Leben. Gewisse Ziele haben wir gemeinsam gesteckt. Einige sind vorgegeben und andere frei gewählt aber nur, weil wir eine ungefähre Ahnung haben wo das Ziel sein könnte und wie die Gegend dort in Etwa aussehen könnte, heisst das nicht, dass wir alle den gleichen Weg wählen werden. Einige machen Umwege, andere finden glücklicherweise eine Abkürzung. Einige wählen den sicheren, vorgegebenen Weg und andere wagen einen riskanten Abstieg. Und wenn du in der Misere bist, dann kannst du nicht einfach aufgeben, sondern du musst einen Weg suchen aus der Misere hinauszukommen.

 

Es scheint mir, als würde ich momentan gerade etwas innehalten und die Wege der anderen beobachten, um dann zu entscheiden welchen ich weiter gehen soll. Ein paar kleine Ziele sind auf meinem Weg bereits erkennbar. Das sind meine Fixpunkte auf die ich mich konzentriere und alles andere wird sich später zeigen. Wer weiss, vielleicht sieht mein ruhiger Weg nach ein paar Schritten furchtbar dornig aus. Oder ich finde per Zufall eine kleine Naturbrücke, die mir hilft einen Graben zu überwinden.

 

Meine Familie und unsere Umgebung haben eine beruhigende Wirkung auf mich. Trotz des vielen Regens in diesem Sommer trocknen die Felder, Beete und auch unsere Quelle zwar wieder aus, aber es ist noch grün und Regen ist in Sicht. Es gibt wieder Gerüchte über Sichtungen des Wolfes aber ohne bestätigte Risse. Ich glaube ich mag das Tier langsam aber sicher. Das Hermelin wohnt immer noch bei uns und auch wenn es genauso gerne Wachteleier isst wie wir, weiss ich doch auch zu schätzen, dass wir weniger mit Mäusen zu kämpfen hatten als andere. Der weisse Bussard ist noch in der Gegend und zieht seine Bahnen. Die Gämsen, die neuerdings bei uns um die Ecke wohnen, zeigen sich ab und an. Heute auf dem Spaziergang zum Beispiel.

 

Im Halbernst haben wir zueinander gesagt, dass wir vielleicht den Gämsen begegnen werden. Kaum waren wir ins Wäldchen hineinspaziert hörten wir ein Knacken. Wir bleiben intuitiv stehen und tatsächlich hüpfte eine Gämse den Hang hinauf. Sie blieb kurz stehen um uns anzusehen und hüpfte dann weiter. Was für ein Glück. Was für ein Zufall. Zum Glück gibt es immer wieder diese glücklichen Momente im Leben.