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Schwerer Schnee

In dieser Woche haben wir den ersten richtig schweren Schnee bekommen. Es hat zwar schon davor geschneit aber diesmal wurde er richtig schwer. Er klebt auf den Bäumen, auf jedem einzelnen Ast, auf der Schaukel und auf dem Dach, bis er dann polternd hinunterfällt.

 

Was war ich froh um meinen Allradantrieb, als ich nach einem Vormittag Unterricht mein Auto so gut es ging von einer zehn Zentimeter dicken Schneeschicht befreite und mich dann wieder auf die Strasse kämpfte. In diesen Zeiten merkt man immer genau wie bedeutend eine Strasse ist. Man sieht es dem Schneestand an. Die Hauptstrassen waren gut geräumt, ich musste lediglich ein paar kleinen Schneepflatschen ausweichen, die von den Bäumen fielen. Auf der Strasse den Hügelhinauf wurde schon etwas geräumt, wenn auch nicht schwarz und so fuhr ich mit dem mulmigen Gefühl hinauf, dass mir hinter jeder Kurve der Schneepflug frontal entgegenkommen könnte. Zum Glück war er weiterweg beschäftigt und nicht auf meiner Spur. Ich konnte also ruhig unter den immer tiefer hinabhängenden Ästen hindurch fahren. Als ich dann abbog in unsere Zugangsstrasse musste ich mir keine Gedanken wegen des Schneepfluges machen. Der war ganz bestimmt seit dem Vorabend nicht mehr vorbeigekommen und selbst wenn er das gerade machen möchte, so müsste er hinter mir fahren.

 

Ganz ohne Furcht vor Gegenverkehr pflügte ich mich also selbst durch mindestens 25 Zentimeter Schnee nach Hause. Unterwegs bemerkte ich, dass dem markanten alten Kirschbaum um die Ecke ein recht grosser Ast unter der Last abgebrochen war. Zu Hause angekommen staunte ich nicht schlecht über die beträchtliche Menge Dachschnee, die hinuntergerutscht war. Und als ich dann am Nachmittag wieder wegfahren musst kam mir doch noch der Schneepflug entgegen. Zum Glück aber an einer Stelle, wo wir gut aneinander vorbeikamen.

 

Am Abend dann schneite es derart, dass der Strom gleich mehrmals ausfiel. Es begann mit einem Flackern, bis der Strom dann endgültig weg war. So romantisch ein Zusammensitzen im Kerzenschein auch sein mag, ich entschied mich dazu einfach früher schlafen zu gehen. Viel geschlafen haben wir aber nicht. Denn immer, wenn der Strom wieder kam, ging das Licht im Flur an und wenn der wieder weg war schlug das Telefon Alarm. Das ganze Theater wurde begleitet vom Gepolter des frischen Dachschnees, der in den Garten fiel und dabei das oberste Stockwerk schüttelte.

 

Eigentlich ist das alles aber wunderschön. Wir geniessen den Schnee so richtig. Es ist nur das Anfangsgeplänkel, das jeweils etwas mühsam ist, bis wir alle uns wieder an die neue Realität gewöhnt haben. Der Schnee selbst ist aber fantastisch. Es ist still hier. Noch stiller, als sonst schon. Wir sehen die Hirsche, wie sie durch den Schnee stapfen. Jeden Morgen können wir neue Spuren lesen und rätseln, welches Tier wohl hier vorbeigekommen ist. Zwei Schneemänner und ein Iglu wurden auch bereits gebaut. Man kann aber auch mit gutem Gewissen einfach mal drin hocken und ab heute ist sogar der örtliche Skilift im Betrieb.  

 

So, jetzt wissen wir alle wieder wie der Winter funktioniert. Wir wissen wie Autofahren, dass wir nach dem Schneepflug ausschauhalten sollten, dass wir ganz der Hausmauer entlang zum Briefkasten gehen müssen, dass es sich lohnen kann früh ins Bett zu gehen um dann auch etwas früher wieder starten zu können und wie froh wir alle sind, wenn der Strom da ist.