In der Schweiz leben die Menschen in verschiedene Welten. In dieser Jahreszeit ist das sogar klar sichtbar. Die Bevölkerung wird geteilt in diejenigen, die im Nebel sind und diejenigen, die über dem Nebel sind. Wir gehören meistens zu Letzteren.
Wir geniessen die Sonnenstrahlen, die vom Schnee gleich doppelt gespiegelt zu werden scheinen. Die Wärme der Sonne ist auch bereits so stark, dass es einem hinter der Fensterscheibe schon richtig sommerlich zumute ist.
An diesen Tagen zieht es einen an die frische Luft. Die Flachländer suchen sich eine Erhöhung von der aus man die Sonne sieht oder ziehen sich ins Haus zurück und wir bleiben entweder mit schlechtem Gewissen drinnen oder voller Elan draussen. Von diesen Flachländern und von denen unter uns Hügelländern, die nach draussen gehen haben die meisten ein ähnliches Ziel. Die Skipiste.
Skifahren gehört in der Schweiz noch immer zum guten Ton. Wenn es irgendwie geht versucht man seine Kinder mit der Skipiste anzufreunden. Doch warum eigentlich? Ski-fahren ist eines der teuersten Hobbies, das man haben kann. Die meisten Skipisten kommen ohne künstliche Beschneiung nicht mehr aus und brauchen so Strom und Wasser um ein Stück Land mit Schnee zuzudecken, das ansonsten grün wäre. Diese Pisten werden dann mit Motorfahrzeugen präpariert damit Ausflügler, die mit dem Auto anreisen, an einem Strombetriebenen Skilift zu einem teuren Preis auf einen Hügel fahren können und anschliessend auf ihren Brettern wieder runterfahren nur um dann mit dem Lift wieder nach oben zu gehen. Nach ein paar Abfahrten kehren sie in der Pistenbeiz ein, trinken Alkohol, essen eine fettige Portion Pommes mit zu wenig Salz und einen schlechten Hotdog.
Und überall weinen kleine Kinder. Auf dem Parkplatz weinen Kinder, die ihre Skischuhe nicht anziehen wollen. Am Skilift weinen Kinder, die Angst haben an den Lift zu gehen. Auf der Piste weinen Kinder, die gestürzt sind oder mit anderen Kindern, die keine Kontrolle oder Übersicht hatten zusammengeprallt sind. Im schlimmsten Fall weinen Kinder, die an der Talstation des Skilifts ihre Skis anziehen und dabei mit einem anderen Kind, das die Piste runterraste, zusammengeprallt sind.
Auf der Piste lässt es sich auch wunderbar streiten. Am liebsten dann, wenn man in einem unbekannten Skigebiet nach einem Tag auf der Piste die Talabfahrt wagt und dann mit übermüdeten Kindern an einem Steilhang steht, weil man sich auf die Aussagen von anderen verlassen hat, wonach die Abfahrt total anfängertauglich sei und man direkt beim Parkplatz herauskäme. Noch besser ist, wenn dann beides nicht eintrifft.
Wieso um Himmelswillen tun wir uns und unseren Kindern das also an? Weil es halt dazugehört? Oder weil man keine bessere Idee hat? Nein. Ich glaube wir tun es, weil die Fahrt mit den Brettern fast wie fliegen ist, wenn man es dann mal gelernt hat. Weil es ein wundervolles Gefühl ist in eleganten Schwüngen, so leicht den Hang hinunter zu gleiten. Weil es eine körperliche Betätigung ist, die bekanntlich Endorphine freisetzt. Weil die gelegentlichen Mutporben und die Geschwindigkeit Adrenalin freisetzen. Weil die Kinder auf der Piste strahlen und weil sie am Ende des Tages alle müde sind und ohne Diskussion ins Bett gehen.