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Ertragsschnitt

Am Anfang des Jahres können wir noch einmal Ballast abwerfen. Es ist Zeit nachgewachsenen Überschuss abzuzwacken und frisch zu starten.

 

Draussen hat dieses Abzwacken, wie jedes Jahr, mein Schwiegervater übernommen. Über Tage ist er mit der Leiter, einer Säge und einer Rebschere unterwegs. Jeden Tag nimmt er sich ein paar Bäume vor. Er steigt auf die Leiter und schneidet grössere und kleinere Äste ab.

 

Man spricht dabei entweder von einem Formschnitt oder von einem Ertragsschnitt. Wenn es darum geht dem Baum eine bestimmte Form zu geben, zum Beispiel dafür zu sorgen, dass er eine schöne Krone ausbildet oder auch, wenn man bestimmte Äste für die Ernte der Früchte besser zugänglich machen will, dann nennt man das Formschnitt. Man reduziert aber auch bewusst die Anzahl der Triebe damit der Baum nicht unzählige kleine Äpfel macht, sondern etwas weniger dafür grössere Früchte trägt. Das ist dann ein Ertragsschnitt, da man dabei den Ertrag beeinflusst. Manchmal schneidet man auch ältere Äste ab, die den Verdacht erwecken morsch zu sein damit jüngere Äste mehr Platz erhalten. Das ist dann ein Verjüngungschnitt. Diesen Schnitt kennt man vor allem von Stauden.

 

Während mein Schwiegervater also auf den Bäumen herumklettert fallen rund um den Baum Äste und Ästchen herunter. Wir lesen diese dann auf und sammeln sie an einem Haufen. Meistens binden wir die grösseren zu «Wedele». Kleinere haben wir schon gehackt und kompostiert oder unten ins Hochbeet gefüllt oder getrocknet und dann nach und nach verbrannt. Dieses Jahr möchten wir damit etwas anderes machen. Es soll einen Asthaufen geben in welchem sich allerlei Tiere verkriechen können. Vielleicht finden wir mit Hilfe von diesem Haufen heraus, welches kleine Nagetier im letzten Jahr unsere «Wedelen» angefressen hat. Vielleicht geben wir ihm oder ihr so ein neues Versteck, oder einfach eine neue Gelegenheit seine Zähne zu wetzen.

 

Ob der Schnitt in diesem Jahr auch zu mehr Ertrag führen wird, werden wir sehen. Mehr Ertrag, als im letzten Jahr wäre jeder Apfel, der wächst. Damit das aber gelingt muss das Wetter aber auch mitspielen. Der Mond stand schon mal nicht schlecht. Laut dem Mondkalender haben wir den idealen Zeitpunkt nur knapp verpasst. Die schönen Nachmittage waren ja auch ideal.

 

Angesteckt von der Tätigkeit draussen haben wir dann drinnen gleich weitergemacht. Haareschneiden war angesagt. Mal weniger, mal mehr. In diesem Fall sollte es lediglich ein Formschnitt sein. Es scheint mir einigermassen gelungen zu sein. Und für diese Aktion, sagt der Mondkalender, stand der Mond optimal. Was ich jetzt nicht weiss ist, ob das heisst, dass die Haare schneller nachwachsen oder ob wir länger nicht mehr schneiden müssen.

 

Übrigens wäre der abnehmende Mond der letzten Tage gar nicht gut gewesen um Sachen zu ernten, die man einlagern möchte…Gut da bin ich jetzt auch nicht gerade in Versuchung gekommen.