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Weiterbildung

Wie schon früher erwähnt, ist meine Familie ziemlich vernarrt in Vögel. Manchmal ist ein Buntspecht oder ein Kleiber sogar für einen Moment attraktiver als der Fernseher. Bereits am Frühstückstisch wird gefachsimpelt, ob uns ein Amselweibchen oder ein Amselmännchen durchs Fenster beobachtet. Es macht mich so froh, dass ich mit unserem bald siebenjährigen Sohn darüber diskutieren kann, ob wir soeben eine Goldammer auf dem Baum entdeckt haben oder eher einen Girlitz. Wir betrachten die Bilder im Bestimmungsbuch und gehen die einzelnen Merkmale und Unterschiede durch. Wir haben uns dann für den Girlitz entschieden.

 

 

Dieses Glück ist mir erst gestern wieder bewusst geworden. Wir haben den Tierpark besucht. Ein kurioses Gefühl so ohne Maske unterwegs zu sein. Im Park haben wir verschiedene europäische Tiere gesehen. Wölfe, Füchse, Wisent, Luchse, Damhirsche, Rothirsche, Steinböcke, Wildschweine und Elche waren in den Gehegen. Einige Wildtiere begleiteten unseren Besuch ausserhalb der Gehege. Da war zum Beispiel ein Rotkehlchen, das sich uns ganz selbstsicher in einem Strauch nur etwas mehr als einen Meter von uns entfernt präsentierte. Ganz leise piepste es vor sich hin und sah uns dabei an. Es wusste, die Menschen hier auf dem Weg sind keine Gefahr für mich. Und Menschen hatte es ausser uns noch mehr. Ein Familienvater in meinem Alter wurde aufmerksam und folgte meinem Blick. Er erklärte darauf seinem Freund, auf Englisch, da sei ein Vogel. Als dieser den Himmel absuchte, sagte ich auf Englisch, da sei ein Rotkehlchen im Busch. Der erste Mann wandte sich darauf wieder an seinen Freund und sagte der Vogel sei im Baum. Wie auch immer es die beiden schlussendlich geschafft hatten das Rotkehlchen doch noch zu finden, war ein kleines Wunder aber sie schafften es. Im Weitergehen wurde mir bewusst wie schön es war, dass ich mit meinen Kindern nicht nur Vögel sehe, sondern die einzelnen Arten wahrnehmen kann. Ganz zu schweigen davon, dass nicht jedes Gewächs, das höher als Gras ist, gleich Baum heisst.

 

 

Ein anderes Tier, das wir zur Zeit in respektabler Vielfalt entdecken sind Mäuse. Auch im Tierpark begegeneten wir ihnen an verschiedenen Stellen. Nur, dass wir dort nicht so stark sind mit den Namen. Bei meinen Eltern können wir jeweils sehr süsse braune Mäuse mit weissen Bäuchen betrachten. Es handelt sich wahrscheinlich um Waldmäuse. Zu Hause haben wir Hausmäuse und Feldmäuse und Spitzmäuse, wobei die letzteren ja eigentlich zu den Igeln gehören. Genauere Bezeichnungen fehlen uns aber. Da haben auch wir dann eine Maus im Strauch und nichts Spezifischeres. Vielleicht wäre das ein neues Weiterbildungsziel. Vielleicht könnten wir uns langsam den mäuseartigen Nagetieren zuwenden. Ich habe den Verdacht, dass dieses Feld ähnlich gross sein könnte, wie das der Vögel vor unserem Fenster.