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Hundert Prozent

Ich habe den Eindruck, dass wir in unserer Gesellschaft unheimlich gerne Angaben mit Prozent machen. Hundert Prozent, Hundert von Hundert, das ist dann also alles. Fünfzig von Hundert ist die Hälfte. Aber wovon denn die Hälfte ist manchmal die Frage.

In diesem Jahr haben wir drei Mal gebrütet. In der ersten Brut hatten wir eine Schlupfquote von etwa 70%. In der zweiten Brut Schlüpften unglaubliche 100% der befruchteten Eier. Trotzdem hatten wir in der ersten Burt mehr Küken, als in der zweiten Brut, weil da mehr unbefruchtete Eier eingesetzt wurden. 

 

Im Jahr 2018 waren 23.3% der Einwohner meiner Wohngemeinde zwischen null und 19 Jahre alt. Das heisst fast ein viertel der Einwohner sind noch nicht erwerbsfähig. Da aber gesunde 57% der Bevölkerung zwischen 20 und 64 Jahre alt sind, haben wir viele arbeitstätige Personen und mit 19,7% im Pensionsalter leiden wir noch nicht an einer Überalterung. Gut 67% der Stimmberechtigten hatten bei den Nationalrats-Wahlen 2019 Kandidaten der SVP gewählt. All diese Zahlen vermitteln zwar einen Eindruck davon wie die Bevölkerung unserer Wohngemeinde aussehen und ticken könnte, sie sagen aber tatsächlich nichts über die einzelnen Bewohner aus. Hundert Prozent der Einwohner währen im Jahr 2018 übrigens 2440 Personen gewesen. Im Januar 2022 waren es übrigens 2444 EinwohnerInnen. Das ist ein Bevölkerungswachstum von 0.16%. Was für Menschen da hinzugekommen sind, sagt mir die Statistik nicht.

 

Auch zu Werbezwecken wird fleissig mit Prozentzahlen hantiert. Bei einer gewissen Marke für Damenbinden steht zum Beispiel gross 100% drauf. Genau steht als Slogan dann: Bis zu 100% aufnahmefähig. Das sagt dann aber leider gar nichts aus. Das heisst ja lediglich, dass im Optimalfall das gesamte Menstruationsblut aufgesaugt wird. Wenn es nicht optimal läuft, dann saugt es eben nicht alles auf, aber die Werbetreibenden haben dann ihr Versprechen gehalten. Bis zu 100% heisst ja nichts anderes als, dass es eben manchmal auch weniger sein kann und doch was daneben fliesst.

 

Ein anderes Beispiel kommt mir in den Sinn bei einer Sosse, die wir auf dem Tisch hatten. Diese war gross mit 100% Curryketchup angeschrieben. Das ist sehr schön und klingt so toll. Man stellt sich dann vor wieviel Curry da drin sein wird. Aber halt: Das heisst ja nur, dass in diesem Glas nur diese Sosse drin ist und nicht noch etwas anderes.

 

Also ich bin 100% ich. Mit all meinen Eigenschaften und Hintergründen. Bisher besteht sogar mein Körper zu 100% aus Originalbauteilen. Ein Glück. Ich gebe bei 100% meiner Projekte 100% Einsatz. Also das heisst 100% von dem, was ich gerade zu leisten fähig bin. Das sind aber nicht die gleichen 100%, wie die von jemand anderem. Es ist halt meine volle Leistung, die ich in diesem Moment gerade bringen kann. Ich bin mir zu 99 Prozent sicher, dass das allen in irgendeiner Form so geht.

 

Mein Laptop hat jetz noch 43% Akku und die Relative Luftfeuchtigkeit liegt bei 85%. Regen ist also im laufe des weiteren Tages wahrscheinlich und eine Ladung des Akkus macht bis heute Abend sicherlich auch Sinn, da die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihn morgen wieder verwenden werde bei 100% liegt. Trotz der hohen Luftfeuchtigkeit gehen wir jetzt noch eine Runde nach draussen um 100% Landluft einzuatmen mit all ihren verschiedenen Bestandteilen.