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Dankbar

Wie oft lassen wir das Leben einfach an uns vorbeiplätschern. Wir schwimmen mit im Strohm der täglichen Arbeiten und gehen immer weiter ins Jahr hinein. Mal treiben wir locker mit und mal kämpfen wir um nicht durch einen Strudel nach unten gerissen zu werden. So vergeht die Zeit und während das Jahr fortschreitet wir werden älter.

 

An Kindergeburtstagen und zu Schuljahresende frage ich mich dann jeweils wo die Zeit bloss geblieben ist. Was haben wir eigentlich die ganze Zeit gemacht? Wo sind all die Stunden hin? Dann blättere ich gerne in meinen Alben oder durch die unzähligen digitalen Bilder, die noch auf ihre Analogisierung warten. Aktuell muss ich das sogar beruflich tun.

 

Zum Schuljahresende muss ich die Dokumentation des behandelten Stoffes für die Akten zusammenstellen. Da ich das leider nicht laufend gemacht habe kommt jetzt vieles auf ein Mal. So sitze ich vor dem Computer und sichte Bilder wähle aus und füge sie in ein Worddokument ein. Ganz nebenbei wird mir dabei bewusst was wir alles geschafft haben in dieser Zeit aber auch was nicht.

 

Ich bin unheimlich stolz auf die Arbeit meiner Kinder in der Schule. Und auch auf diejenige meiner Kinder zu Hause. Und etwas stolz bin ich auch auf mich selbst. Wo ist die Zeit bloss hin? Was habe ich eigentlich alles gemacht? Jetzt sehe ich es auf einen Schlag. Es wirft mich fast aus der Bahn, was alles war in diesem Schuljahr! Wieviel ich gleistet habe! Es scheint mir schier unglaublich. Vor Schock kullern mit ein paar Tränen über die Wangen. Wie war das nur möglich?

 

Jetzt, wo ich sehe, was alles geleistet wurde, scheinen mir die Dinge, die wir nicht geschafft haben zu vernachlässigen. Jetzt fange ich auch an mir selbst zu verzeihen für die unzähligen Dinge, die auf der Strecke blieben in dieser Zeit. Was solls, dann ist mein Haushalt nicht ganz so, wie er sein könnte. Dann habe ich halt nicht so viele Kleider geflickt. Dann habe ich halt nicht so viele Prüfungen gemacht in der Schule, wie möglich gewesen wären. Dafür haben wir Erinnerungen fürs Leben geschaffen und hoffentlich ganz viel gelernt.

 

Umso mehr bin ich dankbar für all die Momente der Entschleunigung. Ich bin dankbar für die Gespräche und die Besuche meiner Herzensmenschen. Dankbar für das Bänklein auf dem Balkon von dem aus wir das Wetter, die Tiere und die Natur um uns geschützt beobachten können. Dankbar für Stunden, die wir gemeinsam im Garten oder in der Werkstatt verbringen. Etwas dankbar bin ich auch für die Zeit, die wir mit Computerspielen verbringen, auch wenn es aus neurologischer Sicht nur bedingt Sinn macht. Ich bin dankbar für die Ausflüge, die wir ab und zu machen und dankbar für die seltenen Tage, an denen einfach nichts läuft.

 

Dankbar bin ich aber auch für die Möglichkeit wieder Menschen bei uns beherbergen zu können. Ich bin gespannt auf die Gespräche und den Erfahrungsaustausch. Wir dürfen unseren Alltag mit jemand neuem teilen. Jemand erklärt sich bereit mit uns in den Fluss zu steigen und einen Abschnitt gemeinsam mit uns zu schwimmen, sich von der Strömung treiben zu lassen. Das Schuljahr ist noch nicht vorbei. Es ist noch massig Zeit für bleibende Erinnerungen auf allen Seiten! Fertig ist es erst, wenn die Glocke wieder für eine Weile abgestellt wird und dann beginnt nur eine neue Zeit für neue Erinnerungen, neue Aufgaben und neue Abenteuer.