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Ode an die Kuh

Jedes Mal, wenn ich verreise, insbesondere bei Städtereisen, wird mir deutlich, was ich an meinem Zuhause so liebe.

 

Ich liebe die zackige Silhouette der Berge, die sich markant vom Himmel abgrenzt. Ich liebe es, wie die untergehende Sonne die Landschaft rot verfärbt und für eine Weile an den Bergen hängenbleibt. Ich mag die schroffen Felsen und die kleineren flacheren Stellen an denen der Schnee länger liegenbleibt. Ich mag die grünen Hügel, an denen das Gras unterschiedlich wächst je nachdem, ob sie sonnseitig oder schattseitig sind. Ich mag die Wälder in all ihren Facetten. Die dunkelgrünen Tannenwälder, die die Hügel wie Fell überziehen. Die Laubwälder, die im Herbst alle Nuancen zwischen gelb und rot annehmen. Ich mag die verschiedenen Untergründe. Die trockenen Wälder mit eher hartem Boden auf dem man so gut Ameisen beobachten kann. Die weichen Böden auf denen wilde Heidelbeeren wachsen. Ich liebe die Pilze und die Tatsache, dass ich weiss wo sie zu finden sind. Ich bewundere die verschiedenen Wolken, die gut sichtbar vorbeiziehen. Ich könnte stundenlang den Vögeln zuhören, die singen, zwitschern und manchmal auch schreien. Ich mag die Tatsache, dass ich viele von ihnen erkenne und sie geben mir ein vertrautes Gefühl, ein Gefühl von zu Hause sein. Fast noch mehr können das Kuhglocken und Kühe selbst. Ich glaube sie sind recht essenziell damit ich mich zuhause fühlen kann. Mit ihnen einher gehen Gerüche, die ich nicht missen möchte. Eine gute Silage, die etwas nach Sauerkraut riecht. Der Geruch von Mais, der frischgehackt in einen Siloturm gefüllt wird erinnert an Gemüse aus dem Garten. Ich mag den Geruch von frischgemähtem Gras und noch lieber den Geruch des Heus, das auf dem Stock auf den Winter wartet. Sogar eine gute Gülle kann Heimatgefühle hervorrufen. Nicht weniger kann das der Geruch der Strasse, wenn nach einem warmen Tag ein paar Regentropfen niedergehen.

 

Ich mag das Summen der Bienen und Hummeln im Gras und der Geruch von frisch gepflückten, sonnengewärmten Äpfeln.

Der kalte schneidende Geruch vor dem ersten Schnee, der die Nase so sauber erscheinen lässt, zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Das bunte Glitzern des Schnees und die verschiedenen Strukturen sind jedes Jahr aufs Neue faszinierend. Ich liebe es mit der Hand über die Federartigen Kristalle zu streichen, die dann knisternd, klirrend und raschelnd ihren Ganz verlieren und sich wie Sand mit der Hand zusammenwischen lassen. Ich liebe es, wenn der Frost die Weidepfähle mit Samt überzieht und der Reif den Wald weiss zaubert. Ich liebe es, die verschiedenen Spuren im Neuschnee zu deuten und wenn der Himmel von der aufgehenden oder untergehenden Sonne in den verschiedensten Farben erstrahlt.

 

Ich liebe Getreidefelder und ihre Bewegungen im Wind. Ich liebe die verschiedenen Farben, die die Felder je nach angebauter Kultur haben. Ich liebe es in der flirrenden Hitze den Feldern entlang zu spazieren. Der herbe Geruch des Korns und der Erde. Ich liebe aber auch, wenn die Felder abgeerntet sind, das stachelige Gefühl vorsichtig über die Stoppeln zu streichen. Ich weiss auch, wie es sich anfühlt, wenn die Stoppeln dir die baren Füsse mit denen du über sie gerannt bist aufschneiden. Die Farben in braun die sie der Landschaft geben. Und die Mischung, die dann nach und nach entsteht, wenn zwischen den gelben Stoppeln wieder Gras und Wicken wachsen.

 

Ich bin ein Landkind und werde wohl immer eines bleiben. Auch wenn ich zwischendurch gerne in die Stadt gehe, ich glaube um wirklich zu Hause zu sein brauche ich Kühe am Horizont.