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Rausch

Schon verrückt, wie sich gewisse Sachen einfach ergeben. Da macht man sich Sorgen, darüber «was wäre, wenn» und dann lässt man einfach los und plötzlich funktioniert alles irgendwie. Das klappt natürlich nicht immer. Wahrscheinlich habe ich einfach oft Glück oder mache mir Sorgen wegen nichts.

 

Diese Woche war Musik sehr zentral in unserem Leben. Das Konzert der Musikschule am Wochenende war Dreh und Angelpunkt des Alltags. Wieviel muss noch geübt werden? Sitzen die Lieder schon genug. Wie bitter, wenn Rhythmus und Melodie zu Hause sitzen und dann in der Probe wie weg sind? Wenn man den Einsatz verpasst oder den Anschluss an die anderen verliert. Mehr üben, hoffen, konzentrieren könnten Lösungen sein. Sie alle wurden angewandt. Vor dem Auftritt dann die Nervosität und danach die Entspannung total. Was für eine Party. Das Konzert ein riesiger Erfolg und alle Beteiligten glücklich. Alles hat funktioniert. Irgendwie. Den Anschluss behalten, die Töne gefunden und vor allem Spass gehabt. Wie schön in dieser Stimmung nach Hause fahren zu können. Stahlende Gesichter überall. Und einmal mehr Erinnerungen für die Ewigkeit. Für die einen die ersten, für andere eine weitere in einer Reihe von Konzerterinnerungen.

 

Und auch ich habe mich erinnert. An meine Vortragsübungen und Minikonzerte. Die Nervosität, die bestimmt jeder sehen konnte. Wenn das Herz so stark schlägt, dass die Gitarre sich vor und zurück wiegt. Die Katastrophe, wenn du spielst aber die Gitarre sich in der Zwischenzeit wieder verstimmt hat. Seiten nach Ohr stimmen, während die Lehrerschaft anständig klatscht, damit wenigstens das zweite Stück einigermassen richtig klingt. Oder einfach nochmals beginnen, die Finger lockern und dann das eigentliche Stück vorspielen. Keiner im Publikum hat es gemerkt. Sie dachten es sei eine Art Auftakt, ein Vorspiel zum Stück. Was habe ich gezittert, was habe ich mir für Sorgen gemacht. Irgendwie hat es immer funktioniert. Schlussendlich waren wir alle erleichtert und voller Endorphine. Jetzt könnte man richtig loslegen. Wieso nicht gleich ein zweites Konzert spielen? Den Schwung und das Erlebnis der gemeisterten Krise mitnehmen und gleich wieder anwenden?

 

 

Diesen Rausch der Hormone im Körper, dazu das gemeinsame Erlebnis mit den anderen Musikerinnen und Musikern ist so intensiv. Was für ein Geschenk, dass auch meine Kinder das erleben dürfen. Vielleicht müsste ich das doch mal wieder machen. Aber dann müsste ich auch wieder üben und könnte auch versagen…All die Bedenken und die Nervosität und ob das Publikum genau so wohlwollend wäre wie damals, ist auch nicht gegeben. Ich glaube ich beginne mal damit die Gitarre zu stimmen, meine Jungs an ihren Klang zu gewöhnen und einfach für mich eines der Stücke von früher wieder zu meistern.