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Ist die Katze aus dem Haus...

Seit Anfang Winter haben wir ein Mäuseproblem. Ich weiss, altes Haus, man ist nie allein, es raschelt in den Wänden, der Decke und ab und an weht der süsslich-stinkende Geruch des Todes im Flur… Aber nein. Seit einiger Zeit haben wir die Mäuse in unseren Räumen. Am Anfang waren da nur die verräterischen Krümel und irgendwann haben wir sie gesehen. Unsere Katze ist da wenig Hilfe. Sie verbringt ihre Zeit am liebsten draussen. Die Mäuse haben keinerlei Respekt vor ihr. Sie kackten sogar auf das Schlafkissen unseres Stubentigers.

 

Fallen wurden aufgestellt. Alles geputzt. Die Möbel umgestellt, damit sie weniger Möglichkeiten haben sich wie Parcourer durch unser Esszimmer zu turnen und vielleicht vom Fensterbrett aus dann doch den Sprung auf den Tisch zu wagen. Satte fünf Mäuse haben wir auf diesem Weg gefangen. Eine Familie ausgerottet, bis auf die eine kleine, die zu leicht für die Falle war. Sie schnappte sich den Keks und verschwand damit in der Küchenkombination.

 

Wir haben die Rückwand der Kombination aufgeschraubt um zu sehen, wo sie denn da hin kann. In den holen Sockel. Und von dort in die ganze Welt… Nur vorher machten die Mäuse offenbar einen ausgiebigen Halt im Dampfabzugsrohr. Die Fettreste darin werden wir nie entfernen müssen. Die Mäuse haben das Rohr aus Aluminiumfolie glatt gefressen. Wohl bekomm’s. Was müssen die für einen Magen haben! Wie dem aus sei. Diese eine Maus haben wir noch ein zwei Mal gesehen. Sie ist vom Flur durch das Lüftungsgitter des Kühlschrankes und weg war sie…Gefangen haben wir sie nie und plötzlich waren da keine Mäusekrümel mehr und wir haben sie etwas vergessen.

 

Hie und da fanden wir noch Köttel, aber wir waren meist nicht sicher, ob wir sie bei der grossen Putzaktion übersehen hatten, es tatsächlich frische waren oder alte, die aus der Decke fielen. Vor etwa zwei Monaten waren die Indizien wieder klar. Da war Mäusekot an Orten, an denen ich hundert Prozent sicher war, dass ich dort geputzt hatte. Vereinzelt lag ein Körnchen auf dem Flur, dann hinter dem Abfalleimer in der Küche, auf der Ablage mit den Küchenmaschinen, in der Ecke des Wohnzimmers mit den alten Büchern und dann in meinem Bett. Ja. Wie hübsch, dass die Maus ausgerechnet auf meiner Hälfte des Bettes ein Präsent hinterlassen musste.

 

Beim zweiten Präsent dieser Art war ich nicht mehr sicher, ob es Zufall war und begann ernsthaft nach Gründen zu suchen wieso die Kotkrümel gerade auf meinem Bett lagen. Mittlerweile unterstelle ich den Mäusen mit System vorzusehen. Denn beim dritten Mal kackten mir die Biester auf mein Kopfkissen. Das ist definitiv eine weitere Stufe der Eskalation. Ich glaube die wollen mich hier im wahrsten Sinne des Wortes rausekeln! Und mehrere sind es ganz bestimmt schon wieder. So viele Köttel an so vielen Orten hinterlässt keine einzelne Maus. Aber wartet nur. So leicht werde ich das Feld nicht räumen. Wie du mir, so ich dir. Wobei, auf deren Niveau muss ich mich nicht runterlassen. Ausserdem glaube ich, dass mit höchster Wahrscheinlichkeit ich selbst die Leidtragende wäre, wenn ich versuchen würde sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Nein. Da müssen stärkere Geschütze aufgefahren werden! Ich kann mir nicht helfen aber irgendwie erinnern mich die Geschehnisse etwas an das gegenwärtige Weltgeschehen. Ich würde gerne sagen, komm setzen wir uns an den Verhandlungstisch und finden eine friedliche Lösung. Ihr geht zurück in die Wand und führt weiterhin euer Leben im Untergrund und ich bekomme meine Räume wieder für mich. So einfach wäre das. Nur glaube ich, dass diese radikalisierten Mäuse nicht zu einem Kompromiss bereit sein werden…

 

 

Es werden Fallen gestellt und aufgeräumt und wieder werden die Möbel umgestellt. Bisherige Fangquote: 0. Macht nichts. Die Spuren wurden weniger. Vielleicht konnten wir sie durch Einschüchterungstaktik vertreiben. Vielleicht haben sie sich aber auch nur zurückgezogen um die nächste Schmutzkampagne zu planen.