
Vor ein paar Wochen stieg bei uns der Tumbler aus. Das war nicht weiter tragisch, da gerade eine Schönwetterphase kam und wir die meiste Wäsche ohnehin aufhängen. Wir mussten uns halt einfach ein zwei/drei Wochen lang nach dem Duschen mit etwas kratzigeren Badetüchern trockenreiben. Sowieso besser, das fördert die Durchblutung.
Dann wurde unser neuer Wäschetrockner geliefert und da der Servicetechniker gerade im Haus war, hat er sich auch gleich die Waschmaschine angeschaut. Und dabei ist es eben passiert. Ein unfreiwilliges Kompliment, das mit seither zu denken gibt.
Der Trockner kam an einem Donnerstag. Perfekt, da mein Mann zu Hause war und beim Tragen des Gerätes und allen anfallenden Arbeiten zur Hand gehen konnte. Ich war im Homeoffice. Der Techniker war äusserst höflich und anständig. Er schraubte das Gerät auf und untersuchte es und sagte dann zu meinem Mann: «Ich muss deiner Frau ein Kompliment machen. Dieser Waschmaschine geht es blendend.» Ich hörte es um sieben Ecken bis ins Büro, lachte in mich hinein und tat, als hätte ich nichts gehört. Etwas später war mein Mann dann doch gerade draussen und ich musste kurz im Bad aushelfen. Da wiederholte der nette Mann was er gesagt hatte: «Ich muss dir ein Kompliment machen. Diese Waschmaschine ist 13 Jahre alt und zeigt keine einzige Fehlermeldung an. Du hast das Wäschewaschen im Griff.» Ich lächelte und wusste nicht recht, was ich sagen sollte.
Das Kompliment störte mich. Es störte mich aus so vielerlei Hinsicht und doch konnte ich nicht genau sagen wieso es mich sosehr störte. Ich wusste nicht recht, was ich denken sollte. Auf der einen Seite fühlte ich mich geschmeichelt. Ja, eine Waschmaschine bedienen kann ich. Das kann aber auch mein Mann und manchmal sogar die Jungs. Was der Techniker dachte, war ziemlich klar. Ich war hier die Hausfrau und das obwohl mein Mann ihm zur Hand gegangen ist und ich die ganze Zeit über im Büro gearbeitet habe. «Ich muss deiner Frau…» ging es mir durch den Kopf. Ja, er hatte ja irgendwie Recht. Ich bin diejenige, die sich in den aller meisten Fällen um die Wäsche kümmert. Aber es einfach anzunehmen verletzte mich. Solche Äusserungen, solches Gedankengut erwarte ich in der Regel von älteren Herren, die nicht recht wissen, wie sie fragen sollen, ob ich tatsächlich auch noch ausserhaus arbeite. Ich würde sie gerne kurz ins Haus blicken lassen und dann fragen: «Was denken Sie? Sieht es so aus, als wäre ich Vollzeit zu Hause?» Aber ehrlich gesagt, ich weiss nicht, ob mein Haushalt wirklich besser aussehen würde, wenn ich die ganze Zeit zu Hause wäre.
Der Servicetechniker war nicht viel älter als ich. Habe ich eine Hausfrauenausstrahlung? Aber halt, er hat das Kompliment erst meinem Mann ins Gesicht gesagt, da hatte er mich nicht gesehen. Er hat einfach angenommen, dass die Frau die Wäsche macht…Vielleicht ist es das, was mich stört. Es gibt nach wie vor Menschen, die davon ausgehen, dass der Haushalt Frauensache ist. Auch, wenn sie noch einen Brötchenjob hat. Frauen sollen also Geldverdienen und sich so am Haushaltsbudget beteiligen aber dabei auch den Haushalt machen. Selbstverständlich. Ich weiss, wenn Leute durch unseren Haushalt gehen, wird die Ordnung wohl nicht auf meinen Mann zurückfallen. Ich bin in den Augen der Besuchenden diejenige, die nicht Ordnung halten kann. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so. Vielleicht sind das meine Gedanken…Vielleicht habe ich den Anspruch das alles machen zu können, zu müssen.
«Was eine rechte Bäuerin ist, holt sich keine Putzfrau.» «Man sieht dem Garten an, dass die Frau weg ist.» «Sie sollte besser zu Hause sein. Dann sähe es hier besser aus und es würde dem Hof bestimmt besser gehen, wenn sich jemand richtig darum kümmern würde.» Sätze, die ich alle schon gehört habe, wenn auch nicht über mich. Sie lassen mich schlucken. Ich versuche jeweils die betreffenden Frauen in Schutz zu nehmen und bin es leid es tun zu müssen. Ich weiss nicht warum mich das Kompliment über meine Qualitäten als Wäscherin gestört hat. Ich bin stolz, dass ich das offenbar kann. Es war mir nicht bewusst, dass das etwas besonderes ist. Aber ich weiss, ich bin mehr als Wäscherin. Daran möchte ich nicht gemessen werden.