· 

Mamma mia!

Was ist das, das Muttersein? Mutter sein heisst bereit sein für jemanden alles zu geben, der dir dann sagt, wie dumm er dich findet um fünf Minuten später von der Toilette zu rufen, dass man jetzt putzen kann. Muttersein heisst manchmal körperlich und nervlich an seine Grenzen zu kommen.

 

Mein älterer Sohn hat vor kurzem Fragen zur Paraplegie gestellt. Ich habe dann angefangen von der Wirbelsäule zu erzählen und den darin verlaufenden Nervensträngen. Ich fragte ihn: «Weisst du was Nerven sind?» «Ja Mami», kam es prompt. «Das ist das, wo du manchmal nicht mehr so viel hast.» Genau diese entwaffnende Ehrlichkeit ist aber auch ein Teil dessen, wieso man seine Kinder so gerne um sich hat. Mit genau der gleichen Intensität, in welcher sie einem sagen wie dumm man doch sei, sagen sie eben auch: «Ich liebe dich.»

 

Kinder sind etwas Wunderbares und es ist ein Privileg Mutter zu sein. Als Mutter ist man die eine Person, die in 90 Prozent der Fälle die Probleme und Dramen der Kinder lösen kann durch die blosse Anwesenheit. Eine Umarmung kann Weltschmerz heilen. Und Wutausbrüche gehören wohl einfach auch zum Packet, auf beiden Seiten. Das Ziel einer jeden Erziehungsmethode ist es einen selbstständigen Erwachsenen vor sich zu haben. Dazu gehört bei uns auch eine eigene Meinung und Persönlichkeit. Diese kollidiert notgedrungen zwischendurch mit den Ansichten der Eltern und äussert sich in Frustration, Wut und Enttäuschung.

 

Die Fähigkeit sich in solchen Fällen zu zügeln beginnt sich bei Kindern erst im Alter von fünf Jahren zu entwickeln. Beginnt! Das heisst, es ist dann noch lange nicht abgeschlossen. Kinder müssen erst lernen, dass man auf jemanden wütend sein und ihn oder sie doch gernhaben kann und, dass man dann eben nicht alles sagen oder tun kann, was einem gerade durch den Kopf geht. Diese Erkenntnis und das Vermögen das umzusetzen braucht eine gewisse Reife. Etwas, dass auch manchen Erwachsenen noch nicht gegeben scheint.

 

Manchmal kann ich mir das gut in Erinnerung rufen und Beleidigungen und Tritte nicht so persönlich nehmen. Und manchmal habe ich dann eben nicht so viele Nerven. Humor hilft mir am meisten. Als mein grosser etwas mehr als 2 war fing das mit dem «Du Dummi!» an. Ich habe dann mit ihm das «Dumme Mami»-Lied gesungen. Ich habe so lange gesungen wie dumm Mütter doch sein können, bis wir beide gelacht haben. Jetzt klappt das nicht mehr. Er fühlt sich dann nicht ernst genommen. Ich werde mir wohl etwas anderes einfallen lassen müssen.

 

Gerade eben hat er mir einen kleinen Kieselstein geschenkt. Ein ganz besonderer, schöner Stein nur für Mami, zum Muttertag. Ach mein Schatz. Ich wünsche euch allen auch einen schönen Muttertag.